Robot Wars

Ein Zeitreise-Bericht einer 12. Klasse am Beruflichen Schulzentrum Delitzsch vom 18. bis 19. November 2021


Wir schreiben das Jahr 2040

Am 8. Juli 2040 bricht der 3. Weltkrieg aus. Er wird von russischen Drohnen und Robotern, über die der Kreml die Kontrolle verloren hat, durch einen Angriff auf die deutsche Hauptstadt begonnen. Deutsche Robotereinheiten antworten mit einem Gegenschlag, programmiert auf effektive, ja maximale Zerstörung, ohne für das noch diplomatische Kalkül der deutschen Regierung oder gar die Sorge um die eigene Vernichtung empfänglich zu sein.

Die Gewalttiraden der Maschinen greifen auf alle hochtechnisierten Länder der Erde über und fordern unzählige Opfer unter den Menschen. Nicht wenigen gelingt jedoch die Flucht in sichere Verstecke meist unter der Erde. In Deutschland greifen Notfallpläne aus dem Kalten Krieg, die den Schutz und die Versorgung der Überlebenden weitgehend ermöglichen.

Wenngleich die russischen Roboter durch die massiven Rüstungsinvestitionen der Russischen Föderation in den letzten Jahrzehnten denen anderer Staaten in Ausstattung und Haltbarkeit weit überlegen sind, erschöpft sich der Maschinenkrieg nach fünf Jahren schließlich in einer gegenseitigen, ja totalen Vernichtung. Unterdessen sind viele der untergetauchten Menschen nicht untätig geblieben, um nach Auswegen aus diesem Krieg bzw. seinen Folgen zu suchen. Auch hat die geteilte Not die Gesellschaft wieder geeint wie lange nicht mehr.



Eine Szene, die sich im Jahre 2040 zugetragen hat…

1. Akt: Der Kriegsbeginn

 Handelnde Personen:  

  • Touristin  
  • Tourist  
  • Opa Walter  
  • Oma Uschi  
  • Enkel Enrico  
  • Prof. Dr. Dr. Simon  

Ein Mann und seine Frau – beide im mittleren Alter – sind als Touristen in Berlin unterwegs. Gerade spazieren sie mit vollen Einkaufstüten über den Alexanderplatz, als eine Drohne mit russischem Hoheitszeichen auftaucht und eine Bombe auf den Fernsehturm abwirft, der sogleich in sich zusammenfällt und den Platz in eine Schuttwolke hüllt.

Touristin (panisch, mit Betonstaub in den Augen): Nein, nein, was passiert hier? Sterben wir jetzt?

Tourist (sich dir Augen reibend und um Fassung bemüht): Äh, alles gut, ich pass auf dich auf! Bleib in meiner Nähe!

Die beiden versuchen zum Bahnhof Alexanderplatz zu rennen, um vom Ort dieses grauenhaften Geschehens zu fliehen. Doch da erscheinen plötzlich aus allen Richtungen der umliegenden Straßen schwere Kampfroboter mit deutscher und russischer Kennzeichnung, die sich offensichtlich bekriegen.

Das Touristenpärchen bleibt wie angewurzelt stehen, bis ein sehr hochbetagter Mann und seine etwas jüngere Frau zusammen mit einem kleinen Jungen an ihnen vorbeirennen. Der alte Mann dreht sich nach den Touristen um und ruft ihnen etwas zu, das im Lärm des anschwellenden Gefechts kaum zu vernehmen ist.

Opa Walter (eindringlich): Hey ihr, wir müssen uns in Sicherheit bringen!

Touristin (zu ihrem Mann): Schatz, ich glaub, wir sollten diesem Mann folgen!

Enkel Enrico (mutig, an der Hand seiner Oma): Ja, kommt mit!

Die Touristen wollen der Einladung dieser vermutlich Einheimischen folgen. Doch da ruft jemand in nächster Nähe aus einem geöffneten Gully-Schacht.

Prof. Dr. Dr. Simon: Halt, stopp, Leute! Kommt in meinen Bunker! Ich entwickle eine Maschine, mit der wir von hier wegfliegen können. Dann sind wir alle in Sicherheit.

Oma Uschi (skeptisch auf den Rufenden herabblickend): Woher wissen wir, dass das keine Falle ist?

Prof. Dr. Dr. Simon: Das könnt ihr nicht wissen, habt einfach Vertrauen!

Opa Walter: Nein, danke!

Prof. Dr. Dr. Simon: Das werdet ihr noch bereuen! Aber ihr wisst, wo ihr mich findet…

Der Mann im Gully-Schacht verschwindet und schließt den Deckel über sich. Die Berliner Familie zieht das Touristenpaar mit in einen U-Bahn-Schacht mit einem Schutzraum, den der Großvater noch aus den letzten Tagen des 2. Weltkriegs kennt, als er sich als kleiner Junge vor den Bomben der Alliierten zu verstecken suchte. Dort finden sie jetzt alle sicheren Unterschlupf.


2. Akt: Das Kriegsende

 Handelnde Personen:  

  • Opa Walter  
  • Oma Uschi  
  • Enkel Enrico  
  • Touristin  
  • Tourist  

Außer den Großeltern, die ihren Enkel aus der Schule abgeholt hatten, und den zwei Touristen sammeln sich Tausende weiterer Menschen in den U-Bahn-Schächten und alten Schutzräumen aus dem letzten Welt- und dem Kalten Krieg. Für sie und unzählige andere, die sich in verschiedensten Verstecken im ganzen Land und auf der ganzen Welt in Sicherheit bringen konnten, beginnen lange Jahre des Ausharrens und eines Kampfes ums Überleben, auch wenn die deutsche Regierung gerade in der Hauptstadt mit Vorratsspeichern und dem Einsatz von Krisenkräften und Versorgungszügen unter der Erde schon lange bestehende Notfallpläne umsetzt.

Im Jahre 2045 ebben die Roboterkämpfe langsam ab. Das bemerkt als einer der ersten der Großvater, welcher 2041 seinen hundertsten Geburtstag im U-Bahn-Schacht feiern konnte und über die Geschehnisse unter und über der Erde wacht, wann er nur kann.

Opa Walter (aufmerksam an einer stillstehenden U-Bahn-Rolltreppe in die Höhe lauschend): Leute, ich glaube, der Krieg ist vorbei!

Oma Uschi (die unweit ihres Mannes auf einer Wartebank des alten Bahnsteigs in eine Decke eingehüllt neben ihrem nun schon neunjährigen Enkel sitzt und für diesen einen Pullover strickt): Nein, wirklich?

Opa Walter: Ich bin mir nicht sicher, kommt schauen!

Enkel Enrico: Omi, los!

Die Großeltern, der Enkel und die nun schon seit Jahren eng befreundeten einstigen Touristen drängen über die Rolltreppe nach draußen.

Oma Uschi (die Hände über dem Kopf zusammenschlagend): Oh mein Gott, unser Land, es ist völlig zerstört!

Der Alexanderplatz hat sein altes Gesicht verloren. Der Bahnhof und alle Hochhäuser sind nur noch Berge von Schutt. Hier und da brennen Roboter nach ihrem letzten Gefecht. Eine schwarze Katze streift durch die Trümmer, wohl auf der Suche nach Nahrung.

Tourist (klagend): Es ist alles kaputt!

Touristin (mutlos): Wie sollen wir weiterleben?

Opa Walter (mit geballter Faust): Leute, reißt euch zusammen! Könnt ihr euch noch an damals erinnern, an den komischen Kauz, der uns in seinen Bunker locken wollte?

Tourist: Ja.

Oma Uschi (plötzlich zehn Jahre jünger wirkend): Wir müssen ihn wiederfinden!

Opa Walter: Ja lass uns dorthin!

Die fünf kehren in den U-Bahn-Schacht zurück, um ihre wichtigsten Habseligkeiten zu holen, und brechen gemeinsam auf.


3. Akt: Der Aufbruch

 Handelnde Personen:

  • Opa Walter  
  • Oma Uschi  
  • Enkel Enrico  
  • Touristin  
  • Tourist  
  • Prof. Dr. Dr. Simon  

Lange suchen sie in dem Trümmerfeld nach dem einstigen Bunker-Eingang und finden schließlich den Gully unter dem Wrack eines kleinen Roboterpanzers.

Opa Walter (laut in den dunklen Gully-Schacht rufend): Hallo, ist da jemand?

Touristin (missmutig): Ich glaub, das war keine gute Idee!

Tourist: Wir müssen es probieren, wir haben keine andere Wahl!

Oma Uschi: Ja lasst uns in die Kanalisation steigen!

Über eine schmale gusseiserne Leiter klettern die fünf in den Schacht und erreichen einen Abwasserkanal, aus dessen Tiefe klassische Technomusik dröhnt. Sie nähern sich der Musikquelle und stoßen auf einen alten Betriebsraum der Berliner Wasserbetriebe, in dem der Gesuchte, ein grauhaariger Herr mit einer Nerd-Brille aus Silicium und metallischem Glas, an einem Schreibtisch über technischen Zeichnungen sitzt und den Kopf im Takt der Musik bewegt.

Prof. Dr. Dr. Simon (kaum überrascht wirkend): Hallo, ich habe auf euch gewartet! Ich bin Prof. Dr. Dr. Simon, einer der zu Friedenszeiten erfolgreichsten Konstrukteure fliegender Automobile. Vielleicht habt ihr euch gefragt, woran ich die letzten fünf Jahre gearbeitet habe. (Er steht auf und zieht ein weißes Tuch von einem autoähnlichen Fluggerät.) An dieser Maschine! Mit ihr können wir zum Mars fliegen und ein neues Leben beginnen. Jedoch brauche ich eure Hilfe, um sie nach oben zu transportieren und in Startposition zu bringen.

Enkel Enrico (begeistert): Auf zum Mars!

Alle (einstimmig mit dem Leuchten der Hoffnung in den Augen): Ja, auf zum Mars!