Zeitreise-Bericht einer 10. Klasse des Beruflichen Schulzentrums Grimma vom 13. bis 14. Mai 2019
Wir schreiben das Jahr 2040
Deutschlands innovative Bildungspolitik ist inzwischen zum globalen Exportschlager avanciert. Weltweit schaut man auf das „Land der Dichter und Denker“, das einen aufklärerischen Bildungsansatz mit ökonomischer Weitsicht verknüpft.
Der Staat schreibt schwarze Zahlen, die Unternehmen expandieren und berichten allseits von einem außergewöhnlich guten Betriebsklima unter den Mitarbeitern und Auszubildenden. Was sich im Vergleich zu 2019 entscheidend verändert hat: Alle Teile der Gesellschaft im Land profitieren davon.
Was ist der Schlüssel zu einem solchen Erfolg? Nach dem Zerfall der großen Koalition von Union und SPD im Jahr 2019 und der anschließenden scheiternden neuen Regierungsbildung nach Neuwahlen wird eine überparteiliche Expertenkommission eingesetzt, die den Bereichen Bildung, Wirtschaft/Arbeit und Klimaschutz oberste Priorität einräumt. Mit dem Ziel, das Wohlstandsgefälle im Land zu verringern und den Mittelstand massiv zu stärken, bekommt jeder deutscher Staatsbürger mit seiner Geburt ein Grundeinkommen von 500 Euro und ab dem Alter von 16 Jahren eines von 1000 Euro. In den Bereichen Erziehung, Schule, Ausbildung und Studium wird maximal investiert.
Herzstück der in Angriff genommenen Bildungsrevolution ist die Umgestaltung des bisherigen Systems nach den neusten Erkenntnissen aus Wissenschaft und Forschung. Leitend ist der Ansatz, dass jeder Mensch motiviert ist, zu lernen, sich zu bilden sowie sich aus- und weiterzubilden. Bei diesem in jedem Menschen veranlagten natürlichen Trieb setzt die neue Bildungspolitik an. Das Lernen in Klassen wird abgeschafft, die Lehrpläne werden so gefasst, dass sie unbedingt die individuellen Bedürfnisse der Schüler berücksichtigen und fördern.
Gelernt wird in Projektgruppen, die wiederum flexibel verkleinert oder vergrößert werden können. Jeder arbeitet nach seinem eigenen Tempo und bekommt die Zeit, die er braucht. Ein jeder kann so herausfinden, in welchem Bereich seine Interessen und Talente liegen. Sämtliche Kitas werden mit dem Teddy „Bedürfniswunder 2040“ ausgestattet, ein Roboter der schon frühzeitig die individuellen Talente der Kinder erkennt, fördert und damit die Arbeit der Erzieher begleitet und erheblich unterstützt.
Die Betreuungsschlüssel werden auf 4 Kinder je Erzieher angepasst. In den Schulen wird der „Erklärbot“ eingesetzt, der den Schülern jederzeit inhaltliche Fragen zu allen Themen geduldig und auf sein Gegenüber angepasst beantwortet. Auch hier ist die technisch-digitale Unterstützung eine ideale Ergänzung zu den menschlichen Lehrern. Roboter ersetzen nicht den Menschen, sondern beide arbeiten Hand in Hand für ein Ziel. Da jeder nach Interessen und Talenten seine Berufswahl trifft und diese jeweils ganz unterschiedlich gelagert sind, werden alle Sparten und Sektoren abgedeckt.
Zugleich existieren keine Berufe mehr, denen ein schlechter Ruf anhaftet. Im Gegenteil: So wird zum Beispiel Mitarbeitern der Müllabfuhr höchster Respekt entgegengebracht, weil sie für eine saubere Umwelt sorgen und damit für die Gesellschaft unverzichtbar sind, ebenso der Verkaufsfachfrau oder dem Beamten. Der Ansatz von individueller Bildung und Berufswahl, damit einhergehender Selbstverwirklichung und wahrhaftiger gesellschaftlicher Anerkennung für jeden Berufstyp bildet das Erfolgsrezept für ein ausgewogenes und aufgeklärtes gesellschaftliches Miteinander.
Das hat auch Auswirkungen auf die Politik und die Qualität der Demokratie insgesamt: Populistische Politikforderungen ringen der neuen Generation von Bürgern nur ein müdes Lächeln ab, da sie von klein auf in den Projektarbeiten ganz praktisch lernen, wie respektvoller Umgang und verantwortungsvolles Handeln auch politisch umgesetzt werden. Mit Angst und Sündenbocktaktiken werden im Jahr 2040 keine Wahlen mehr gewonnen.