Die NSPD

Ein Zeitreise-Bericht der Klasse 10b des BIP Kreativitätsgymnasiums Leipzig vom 21. bis 22. Juli 2021


Logbucheintrag aus dem Jahr 2040

Wir befinden uns kurz vor den Bundestagswahlen, und anscheinend regiert nun eine neue Partei alleine. Sie nennt sich Neosozialistische Partei Deutschland (NSPD). Um 2030 entstand sehr viel Unzufriedenheit durch die großen Unterschiede zwischen Arm und Reich. Durch diese Unzufriedenheit gewann im Jahr 2032 die neu entstandene sozialistische NSDP die Wahlen zum neuen Bundestag. Als allein regierende Partei setzte sie ihre Versprechen um und schaffte es, die Schere zwischen Arm und Reich zu schließen.

Anschließend wollte die NSDP in ihrer zweiten Legislaturperiode den Sozialismus weiter festigen, doch dies stieß auf Protest. Sie versuchte, in der Gesellschaft Fuß zu fassen und die Bildung von oben zu lenken. Dies blieb jedoch nicht unbemerkt und die Gesellschaft fing an, die Partei zu verachten und als potenzielle Diktatoren zu fürchten.

In den Wahlen, die ein paar Monate nach unserer Ankunft angesetzt sind, wird die Partei ziemlich sicher in die Opposition geraten. Die Partei hat aber auch viel für das Land getan. Intensive Forschungen haben dazu geführt, dass Krebs bald geheilt werden kann, und erste Quantencomputer werden verwendet.

Doch die stark regulierte Wirtschaft schrumpft immer weiter. Die Menschen spüren zwar keine großen Unterschiede mehr zwischen ihren Einkommen, doch sinkt der allgemeine Lebensstandard.



Eine Szene, die sich im Jahre 2040 zugetragen hat…

1. Akt: Die Fernsehshow zum Parteijubiläum

 Handelnde Personen:  

  • Moderator  
  • Präsident  
  • Bildungsminister  
  • Innenminister  

Ein Moderator steht auf einer reich geschmückten Bühne vor einem großen Publikum. Die Show wird live im Fernsehen übertragen.

Moderator: Guten Tag, liebe Genossinnen und Genossen. Wir haben uns hier versammelt, um den zehnten Jahrestag unserer Partei zu feiern. Vor zehn Jahren, am 22. Juli 2030, haben wir unsere Partei, die NSPD, gegründet, um die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise zu bewältigen und die Schere zwischen Arm und Reich zu schließen.

Applaus ertönt.

Moderator: Zehn Jahre später feiern wir nun ein geeintes Deutschland und haben für Frieden in unserer ganzen Region gesorgt. Heute haben wir eingeladen: den Präsidenten, den Bildungsminister sowie den Minister für das Innere.

Erneuter Applaus, während die drei Männer auf die Bühne kommen und in den Saal winken.

Moderator: Sehr geehrter Herr Präsident, resümieren Sie doch bitte unsere Erfolge in den letzten drei Jahren.

Präsident: Zunächst bedanke ich mich, dass Sie, meine lieben Freunde, mich auf diesem Weg unterstützt habt. Wir haben es gemeinsam geschafft, Deutschland wieder auf die Beine zu stellen. Wir blicken auf eine erfolgreiche Zeit zurück: Die Schere zwischen Arm und Reich ist geschlossen.

Der Moderator wendet sich an den Bildungsminister.

Moderator: Welche Erfolge gibt es im Bereich der Bildung, Herr Minister?

Bildungsminister: Die Situation an den Schulen hat sich extrem verbessert. Smartboards sind flächendeckend im Einsatz, alles ist digitalisiert, in jedem Raum hängen mindestens zwei Beamer. Mit diesem Technik-Vorsprung haben unsere Schüler die besten Voraussetzungen, ein gutes Leben zu leben und die Wirtschaft tatkräftig zu unterstützen.

Moderator: Lieber Innenminister, was sind denn unsere Pläne für die nächsten Jahre?

Innenminister: Zunächst ein Blick zurück: In den letzten zehn Jahren konnten wir in unserem Land eine enorme Stabilität herstellen. Unser Volk möchte uns, wir möchten das Volk. Wir wollen den Sozialismus, der Sozialismus will uns. Zusammen haben wir etwas geschaffen, was sonst niemand geschafft hat. Unser Präsident ist ein Mann der Tat, er führt uns in eine lichte Zukunft.

Moderator: Vielen Dank, liebe Genossen. (an das Publikum) Und denken Sie bei den Wahlen im September daran: Wählen Sie die NSDP. Es gibt keine andere Stimme.

Applaus ertönt. Die Selbstbeweihräucherung geht noch eine Weile weiter.


2. Akt: Die Geschichtshausaufgabe

 Handelnde Personen:  

  • Lehrer  
  • Opa  
  • Tick  
  • Track  

Der Lehrer beschließt gerade die Schulstunde.

Lehrer: So, liebe Kinder. Damit kommen wir zum Ende der heutigen Geschichtsstunde. Die Hausaufgabe ist, dass ihr eure Eltern und Großeltern fragt, wie sie die Gründung und den Erfolg der NSDP erlebt haben. Schreibt darüber einen Aufsatz und gebt mir ihn bitte schriftlich ab. Bis morgen!

Tick und Track gehen zu ihrem Großvater.

Tick: Hallo Opa!

Opa: Hallo Tick, hallo Track!

Tick: Wir sollen dich fragen, wie es zum Aufstieg der NSDP kam. Ist eine Hausaufgabe. Hilfst du uns?

Opa: Na klar! Also, das war ja so. Damals, als ich noch jung war, das waren wilde Zeiten. Da haben wir zuhause zusammen gelernt. Es gab diese viereckigen Kästen, mit denen konnte man telefonieren und spielen. Heute macht ihr das ja irgendwie anders, das verstehe ich bis heute nicht. Naja, also da kam diese schwierige Zeit, Corona … der erste Lockdown … Alle haben gesagt, wir schaffen das schon. Es wird alles bald vorbei sein. Es hat dann leider nicht so funktioniert. Es kam dann immer noch ein Lockdown und noch ein Lockdown und noch ein Lockdown … Oma hatte kein Geld mehr, Opa hatte auch nicht. (schaut traurig)

Track: Und dann?

Opa: Dann kam die Partei! Die NSDP! Die hatte eine Idee. Irgendwas mit Konjunktur und Wirtschaft. So genau hatte ich mir das nicht durchgelesen, war ja auch so viel. Aber die wirkten irgendwie vernünftig. Also habe ich ihnen meine Stimme gegeben. Und dann haben die uns aus der Krise herausgeholt. Das war schon toll.

Tick: Wow!

Opa: Inzwischen hat es aber nachgelassen. Sie sagen zwar immer, wir machen ganz viel und wir haben ganz viel… Aber ich sehe es ja im Supermarkt: Es wird immer weniger. Und ich sehe es ja beim Harry. Der liegt auf der faulen Haut, kriegt 2200 Euro und ich muss jeden Tag für das Gleiche arbeiten gehen. Das finde ich nicht in Ordnung. Das könnt ihr eurem Lehrer ja mal erzählen.

Track: Okay, danke, Opa!

Tick und Track gehen ihren Aufsatz schreiben. Mal schauen, wie das dem Lehrer gefallen wird.


3. Akt: Im Supermarkt

 Handelnde Personen:

  • Daisy – Käuferin  
  • Gustav – Verkäufer  
  • Donald – schläft auf Arbeit  
  • Primus – Arzt  

Daisy betritt einen Supermarkt und spricht den Verkäufer an.

Daisy: Guten Tag, was haben Sie denn heute im Angebot?

Gustav: Wir haben alles, sehen Sie nur, alles da!

Daisy: Dann hätte ich gerne ein Pfund Erdbeeren.

Gustav: Die haben wir nicht, aber Äpfel! Und Birnen, hier.

Daisy: Unser Präsident hat doch gesagt, es gebe alles. Ich nehme also bitte zehn Mangos.

Gustav (leicht verärgert): Nein, es gibt Äpfel und Birnen. Hören Sie doch zu.

Daisy: Na gut. Der Präsident hat doch von den tollen heimischen Wassermelonen gesprochen, davon hätte ich gerne eine.

Gustav (genervt): Wir haben keine Wassermelonen… Aber ich sehe gerade, wir haben Pflaumen.

Daisy: Dann hätte ich gerne Pflaumen. Was kostet das?

Gustav: Das Kilo 15 Euro.

Daisy: Ui, das kann ich mir nicht leisten. Naja, dann bis zum nächsten Mal.

Gustav: Tschüss.

Als Daisy den Laden verlässt, kommt Primus herein. Er sieht einen Angestellten auf einen Besen gestützt an der Wand lehnen und schlafen. Er spricht den Schlafenden an.

Primus: Sagen Sie, schlafen Sie auf Arbeit?

Keine Reaktion. Primus zupft den Angestellten am Ärmel.

Primus: Hallo?

Donald (verschlafen): Ähh, ja bitte?

Primus: Ich sagte, schlafen Sie etwa auf Arbeit?

Donald (schaut sich um): Ja, schon.

Primus: Was fällt Ihnen ein? Das geht doch nicht! Ich habe eine Frage zum Sortiment.

Donald: Ich bekomme mein Geld doch auch so. Fragen Sie irgendwen anderes.

Primus (genervt): Das ist doch… Wie viel bekommen Sie denn für diese Arbeit?

Donald: 3000 Euro.

Primus: Wissen Sie, ich bin Arzt. Ich rette Leben, jeden Tag! Und ich bekomme genau dasselbe. Das ist doch unerhört.

Donald: Ist doch toll! Wir sind alle gleich!

Primus: Ich fasse es nicht. Diese Trantüte kriegt so viel wie ich. Diese Politik muss sich ändern.

Primus verlässt wütend den Laden, Donald zuckt mit den Schultern und lehnt sich wieder an die Wand zum Schlafen.


 Handelnde Personen:

  • Primus  
  • Dagobert  
  • Barkeeper  

4. Akt: In der Kneipe

Primus kommt mit seinem Freund Dagobert zum Feierabend in die Kneipe.

Barkeeper: Erst mal guten Tag. Habt ihr Getränkewünsche?

Primus: Das Stärkste, was Sie haben. Ich komme nicht mehr klar in diesem Land.

Dagobert: Ich schließe mich an!

Sie setzen sich an einen Tisch.

Primus: Also, ich finde ja den Gedanken schrecklich, dass so eine Schlafmütze so viel Geld bekommt wie ich. Da fühle ich mich einfach nicht gewertschätzt!

Der Barkeeper stellt zwei Gläser auf den Tisch.

Dagobert (zum Barkeeper): Danke! (zu Primus) Das kommt durch diesen Sozialismus. Die NSPD ist Schuld.

Primus (seufzt): Ach… Die ersten Jahre waren ja gut. Stark begonnen, aber auch stark nachgelassen. Am Anfang haben sie für die soziale Gerechtigkeit gekämpft. Jetzt wollen sie nur noch die Kontrolle behalten.

Dagobert: Ich würde sagen, abwählen.

Primus: Darauf trinke ich! Prost!

Die beiden stoßen an und schimpfen weiter auf die Politik.