Petrov Petrol

Ein Zeitreise-Bericht der Klasse 10a des BIP Kreativitätsgymnasiums Leipzig vom 21. bis 22. Juli 2021


Wir schreiben das Jahr 2040

Im Jahr 2040 ist die Gesellschaft in Deutschland gespalten in Arm und Reich. Viele Menschen konnten durch eine bestimmte Branche an Reichtum gelangen: Künstliche Intelligenz. Diese konnte menschliches Leben und menschliche Verhaltensweisen nun viel besser analysieren und verstehen. Darin sahen viele großes Potenzial und gründeten eigene KI-Unternehmen, die sich auf bestimmte Bereiche spezialisierten und die Lebensqualität der Menschen erhöhen sollten. Beispielsweise bei der Anwendung zu Bildungszwecken kann nun jedem Schüler individuell der Stoff beigebracht werden, je nachdem wie gut er ihn versteht. Zudem werden die Lehrpläne je nach (voraussichtlichen) Änderungen in der Gesellschaft automatisch so angepasst, dass die Kinder ideal auf die Zustände in der späteren Gesellschaft vorbereitet werden können. Am Markt herrscht ein großer Wettbewerb, an der Macht sind wirtschafts- und marktorientierte Parteien wie FDP und CDU/CSU mit Bundeskanzler Lindner und Bundespräsident Kubicki.

Diese Entwicklung hat jedoch eine Spaltung der Gesellschaft bewirkt. Um weniger Risiken in der Anfangsphase ihrer Unternehmen einzugehen, stellten die Gründer zunächst Gastarbeiter aus ärmeren Ländern an, um die Lohnkosten zu minimieren und damit weniger Risiko einzugehen. Mit dem Aufschwung der KI-Branche wurden jedoch andere Jobs so gut wie überflüssig und die Arbeitslosigkeit der Deutschen insgesamt stieg.

Viele Menschen, die nicht in die Künstliche Intelligenz investiert hatten, verdienen wenig und leben vollständig separiert von der reichen Welt. Es wurden klare Grenzen zwischen Slums am Stadtrand und dem wohlhabenden Stadtinneren gezogen. Polizisten sorgen dafür, dass niemand in den Slums der Grenze zu nahe kommt. Hochhäuser in reichen Gebieten werden, falls nötig, durch künstlich erzeugte Wolken verschleiert, um die Existenz der superreichen Schicht vor der armen zu verbergen. Nötige Einrichtungen sind in den Randgebieten vorhanden, wenn auch weitaus rudimentärer als auf der anderen Seite. Die Arbeit, die die Armen für Mindestlohn leisten, kommt insgeheim den Reichen und ihren Konzernen zugute. Da die Reichen nun mal reich sind und die Armen, die eigentlich Jahrzehnte hinter den Reichen leben, nichts anderes kennen, sind beide dementsprechend zufrieden mit der Politik und wählen weiter die bestehende Regierung.



Eine Szene, die sich im Jahre 2040 zugetragen hat…

1. Akt: Die Tagesschau

 Handelnde Personen:

  • Filip Gutmann – Nachrichtensprecher  

Das Tagesschau-Intro ertönt. Filip Gutmann lächelt in die Kamera.

Filip Gutmann: Guten Abend, meine Damen und Herren. Willkommen bei der Tagesschau. Dies sind unsere Themen.

Hinter Gutmann erscheinen zu den besprochenen Themen passende Bilder.

Filip Gutmann: Bundeskanzler Christian Lindner feierte mit führenden Politikern der FDP das zehnjährige Bestehen der Mauer. Zudem gab es erste Umfrageergebnisse, was die kommende Wahl betrifft. Lindners FDP führt mit 49%, die CDU/CSU steht mit 30% an zweiter Stelle.

Filip Gutmann: Heute findet ein Geschäftstreffen zwischen Moritz Lindner, dem reichsten Mann der Welt, und Ivan Petrov, dem Besitzer der größten Tankstellenkette der Welt, „Petrov Petrol“, statt. Dabei geht es um Lindners neuentwickelten Kraftstoff, eine Weiterentwicklung des ersten klimaneutralen Kraftstoffs GreenGas, welche bereits jetzt zahlreiche Zweige der Industrie antreibt.

Filip Gutmann: Zar Wladimir Putin hat das „Vereinigte Großrussische Reich Roter Nationen“ ausgerufen. Die Ankündigung kam aus dem Kreml um 4:20 Uhr deutscher Zeit. Er versprach eine glorreiche Zukunft und eine blühende Wirtschaft mit ihm und seiner Familie an der Spitze. Putin nannte dies einen wichtigen Schritt zur Erhaltung der Demokratie.

Filip Gutmann: Nun zum Wetter. Im Norden Deutschlands bleibt es weitgehend trocken, bei Temperaturen zwischen 30 und 35 Grad. Mittel- und Süddeutschland leiden weiter unter starken Regenfällen, die die kommende Woche anhalten werden.

Filip Gutmann: Mein Name ist Filip Gutmann. Guten Tag.

Die Tagesschau ist beendet, der abendliche Krimi startet.


2. Akt: In Ivan Petrovs Büro

 Handelnde Personen:  

  • Moritz Lindner – reichster Mann der Welt  
  • Ivan Petrov – russischer Geschäftsmann  

Bei Ivan Petrov, dem reichen russischen Geschäftsmann. Der deutsche Unternehmer Moritz Lindner kommt zu einem Geschäftstreffen.

Moritz Lindner: Guten Tag, Herr Petrov. (reicht Petrov die Hand)

Ivan Petrov (erfreut): Priwjet, Herr Lindner. Ich hoffe, Sie hatten eine gute Reise. Diener! Den Mantel bitte. (deutet auf Lindner)

Ein Diener erscheint und nimmt Moritz Lindner den Mantel ab.

Ivan Petrov: Bitte setzen Sie sich. (zeigt auf die Sessel) Leder von selbstgeschossenen Elefanten. Der Tisch aus feinstem Mahagoni. Aber kommen wir lieber zu Ihnen. Möchten Sie ein Getränk? Wodka aus arktischem Gletscherschmelzwasser vielleicht?

Moritz Lindner: Sehr gern.

Ivan Petrov (zum Diener): Zwei Wodka bitte. Den guten.

Der Diener stellt zwei Gläser auf den Tisch. Die beiden Männer prosten sich zu und leeren diese auf einen Zug.

Moritz Lindner: Ahhh. Sehr gut. (stellt das Glas ab) Nun gut. Zum Geschäft. Haben Sie mit Putin gesprochen? Konnte er Ihnen versichern, dass die Lieferungen und die Bauarbeiten ohne Komplikationen ablaufen können?

Ivan Petrov: Ja, ich habe alles mit Wladimir in die Wege geleitet. Von russischer Seite ist alles geklärt.

Moritz Lindner: Das freut mich. Ich habe auch mit meinem Onkel Christian alles geklärt. Haben Sie die erste Zahlung bereit?

Ivan Petrov: Natürlich. (holt einen Koffer hervor, stellt ihn neben Lindners Sessel) Wird der Bundestag denn auch sicher für die Produktion von „GreenGas 2“ und die selbstfahrenden Autos stimmen?

Moritz Lindner: Natürlich. Mein Onkel Christian hat seine FDP unter Kontrolle und ich habe die halbe CDU gekauft. Die Produktion beginnt schon bald.

Ivan Petrov: Es freut mich, dass alles so reibungslos verläuft. Es ist eine Freude, mit Ihnen Geschäfte zu machen. Ich erwarte Sie auf dem Bankett meiner Firma „Petrov Petrol“.

Moritz Lindner steht auf, wird vom Diener angekleidet und geht mit dem Koffer davon.


3. Akt: An der Tankstelle

 Handelnde Personen:

  • Frank Fischer – Autofahrer  
  • Androide  

Frank steigt an der Tankstelle aus seinem selbstfahrenden Auto und telefoniert mit seiner Freundin.

Frank: Ja, Sibylle, ich bin bald da. Ich muss grad mal tanken. Habe auch schon gegessen, sehr leckeren Fisch. Ja, ich tanke GreenGas 2, was denn sonst. Da fährst du länger und es ist umweltfreundlicher. Das solltest du auch immer tanken. Zusammen mit den selbstfahrenden Autos ist das einfach das perfekte Leben. Ja, super. Bis später. Ich rufe dich zurück. (legt auf)

Frank geht zum Androiden, um zu bezahlen.

Androide: Willkommen bei Petrov Petrol. An welcher Zapfsäule haben Sie getankt?

Frank: Eins.

Androide: Sie haben 30 Liter GreenGas getankt. Das macht 72,33 Euro. Ihr Gesicht wurde als Frank Fischer erkannt. Das Geld wird Ihrem Konto abgebucht.

Es piept laut.

Androide: Zahlungsvorgang erfolgt. Vielen Dank.

Frank: Danke auch.

Frank steigt in sein Auto und lässt sich weiterfahren.