Die Geldgesellschaft

Ein Zeitreise-Bericht einer 12. Klasse am Beruflichen Schulzentrum Delitzsch vom 15. bis 16. November 2021


Wir schreiben das Jahr 2040

Es herrscht wenig bis gar keine Demokratie, vielmehr einer Plutokratie, also eine Herrschaft des Geldes. Entsprechend gibt es eine eher kleine Schicht sehr reicher und eine große Schicht geringverdienender oder gar verarmter Bürger. Trotz einiger anderer Parteien hat die sogenannte Saarland-Partei (SLP) zusammen mit den großen, meist Tech-Konzernen die Macht. Beide Kräfte operieren oft im Verborgenen.

Die SLP fördert die Reichen und vernachlässigt die Ärmeren, denen die Möglichkeit eines Aufstiegs versprochen wird, der aber fast nie gelingt. Einzig durch den Einsatz einer nicht geringen Geldsumme und seltener durch einen gewissen sozialen Status kann man sich den Aufstieg verdienen, um alsdann viel besser vom Staat und der Gesellschaft behandelt zu werden.

Die Technik spielt eine sehr vordergründige Rolle. Es gibt Mikrochips in Brillen und Kontaktlinsen, welche sich jedoch nur die Spitzenverdiener leisten können. Bei den Geringverdienenden reicht das Geld kaum für die Grundbedürfnisse des Lebens. Die Reichen überlassen technischen Hilfsmitteln mehr und mehr Aufgaben und nehmen so den Armen die Arbeit weg. Diese wohnen in brüchigen Häusern und teils sogar Slums, jene in Hightech-Gebäuden. Auch nutzen die Wohlhabenden fast nur noch E-Autos, insbesondere solarbetriebene, während die anderen kaum mobil sind.

Dafür gibt es zwischen den Ärmeren noch wirkliche soziale Kontakte und Begegnungen. Die Oberschicht verkehrt hingegen fast nur noch in virtuellen Welten. Angesichts der vielen genannten Probleme und Nachtteile der Geringverdienenden formieren sich unter ihnen immer mehr Demonstrationen, die nach Veränderungen und gar dem Sturz der Machthaber rufen. Diese Rufe werden jedoch von der politischen und ökonomischen Elite bislang weitgehend ignoriert oder es wird den Unzufriedenen mit symbolischen Maßnahmen und Versprechen eine Änderung zum Besseren suggeriert.



Eine Szene, die sich im Jahre 2040 zugetragen hat…

1. Akt: Auf einem Parkplatz

 Handelnde Personen:  

  • Erzählerin  
  • Peter – Manager  
  • Hans – Obdachloser  

Erzählerin: Wir schreiben das Jahr 2040. Es ist ein sonniger Morgen. Peter, ein Tech-Fond-Manager, parkt sein neues Auto an einer Stromzapfsäule auf einem Parkplatz im Stadtzentrum. Beim Aussteigen lässt er eine halbleere Dose „Fine Future Energy Drink“ fallen. Das bemerkt Hans, ein Obdachloser, der über den Parkplatz gelaufen kommt.

Hans (außer sich): Mensch, ’ne Pfanddose! Da gibt’s ja heute doch was zu essen.

Hans bückt sich nach der Dose und bemerkt beim Hochkommen das sonderbare Auto von Peter, das er mit großen Augen anstarrt.

Peter (skeptisch): Was guckste so?

Hans (begeistert): Na das is ’n schönes Auto!

Peter (sichtlich stolz): Ja ich weiß, das ist das neue Cybermobil.

Hans: Echt, krass! Wie viel hat ’n das gekostet?

Peter (geringschätzig): Das wirste dir eh nicht leisten können!

Hans (um Haltung bemüht): Doch, doch, bald schon! Das schaff ich, da bin ich mir sicher!

Peter (die Nase rümpfend): Ok? Mit deinen Pfandflaschen oder was?

Hans: Ja, doch!

Peter (Hans ein 5-Euro-Stück vor die Füße werfend): Hier! Pass aber auf, dass keiner den Ladestecker aus meinem Auto zieht, während ich weg bin!

Peter geht ohne ein Grußwort in Richtung der Shopping-Meile für Gutbetuchte. Hans bleibt zurück und starrt verträumt das Geldstück und weiter Peters Auto an.


2. Akt: Auf dem Marktplatz

 Handelnde Personen:  

  • Erzählerin  
  • Klaus – Demonstrant  
  • Ike – Demonstrant  
  • Hans – Obdachloser  
  • Silvia – Demonstrantin  

Erzählerin: Um die Mittagszeit, während Peter immer noch im Shopping-Rausch ist, begegnen sich auf dem Marktplatz zwei lose Bekannte und geraten im Gespräch über ihre schwierige Lage mehr und mehr in Erregung.

Klaus (aufgebracht): Ike, das kann so nicht weitergehen!

Ike (resigniert): Ja ich finde das so ungerecht, dass die Reichen immer besser behandelt werden als wir!

Klaus: Ok, dann lass uns protestieren!

Ike (lethargisch): Hmm, das können wir machen. Vielleicht hilft das ja.

Die beiden beginnen die Pappkartons aus dem Müllcontainer vor einem Geschäft in unmittelbarer Nähe zu zerlegen und daraus für sich und weitere mögliche Mitläufer Schilder zu basteln, auf die sie ihre Losungen schreiben. Als sie sich für ihre Demo in Stellung bringen, kommt Hans, der Obdachlose vom Parkplatz, an ihnen vorbei und liest interessiert die Sprüche auf den Schildern.

Hans: „Für uns mehr Geld, auch wenn ’s euch nicht gefällt!“, „Eure falschen Aufstiegsversprechen werden sich bald blutig rächen!“…

Klaus (zu Hans): Sag mal, ist das bei dir genauso?

Hans: Was? Ja! (eifrig) Heute früh hat mich so ’n Idiot dumm angemacht und gesagt, ich könne mir nie so ’n krasses Cybermobil leisten.

Ike (mitfühlend): Unmöglich diese Leute!

Klaus: Aber das stimmt!

Hans (seufzend): Ja so langsam glaube ich, ich hab echt keine Aufstiegschancen, wenn die Politik so weitermacht.

Klaus: Ja das ist ungerecht, aber das müssen wir ändern. (mit geballter Faust) Das schaffen wir! Lass uns protestieren!

Ike: Ja los!

Die drei halten je ein Schild in die Höhe und setzen sich unter den lauten Rufen ihrer Losungen in Bewegung.

Klaus: Mehr Geld, mehr Geld… !

Hans: Teilt eure Technik, euren Schick, sonst brechen wir euch das Genick!

Ike: Aufstieg oder Krieg!

Spontan schließen sich einige weitere verarmte und unzufriedene Bürger der Demo an, wie etwa Silvia, eine arbeitslose Sozialarbeiterin.

Silvia: Ihr seid unser Leid. Gebt uns Arbeit, es wird Zeit!


3. Akt: Im höchsten Haus der Stadt

 Handelnde Personen:

  • Erzählerin  
  • Kenneth – SLP-Vorsitzender  
  • Barbara – LTI-Aufsichtsratsvorsitzende  

Erzählerin: Kenneth, Vorsitzender der Saarland-Partei (SLP), und Barbara, der heimliche Big Boss der Live Tech Incorporated (LTI), leben als Pärchen in ihrem eigenen High Tower mit Blick auf die Altstadt. Sie sind die eigentlichen politischen Führer des Landes. Mit Argwohn beobachten sie die Vorgänge auf dem Marktplatz.

Kenneth (amüsiert): Schau mal, Babsi, diese armen Schweine da unten! Die demonstrieren schon wieder. Haben die nichts Besseres zu tun? – Hihi, jetzt ist einer gestolpert!

Barbara (mit ernstem Ton): Kenny-Boy, wir müssen denen ein Fünkchen Hoffnung geben, damit sie sich nicht noch mehr gegen uns auflehnen.

Kenneth: Schatz, stimmt! Du hast wie immer Recht. Wir sollten ihnen ein wenig entgegenkommen.

Barbara: Wie wär’s, wenn wir die Löhne ein bisschen erhöhen?

Kenneth: Um ein Prozent?

Barbara: Ja, mehr nicht! Denn die Armen sollen ja arm bleiben und die Reichen reich, oder?

Kenneth: Ganz genau, Schatz!

Beide ergehen sich in einem selbstgefälligen Lachen und fallen dann übereinander her.