„Zukunft für Deutschland“ war gestern!

Ein Zeitreise-Bericht einer 12. Klasse am Beruflichen Schulzentrum Delitzsch vom 15. bis 16. November 2021


Wir schreiben das Jahr 2040

In den letzten 20 Jahren hat sich sehr viel verändert. Die Menschen leben in einer fast durchdigitalisierten Welt. Dank modernster Technik ist die Medizin weit fortgeschritten. Krankheiten wie Krebs lassen sich problemlos heilen und Arztbesuche werden auf Anordnung der Behörden durch wenig menschenähnliche Roboter zu Hause durchgeführt. Zudem findet das soziale Leben größtenteils in virtuellen Räumen statt, hauptsächlich über Kommunikator-Brillen, die jeder Bürger zu tragen angehalten ist. Seit neuestem beherrschen diese Brillen auch eine Hologramm-Funktion, welche die Anwesenheit der Gesprächspartner täuschend echt simuliert.

Hauptgrund für die starke Förderung der Medizin- und Kommunikationstechnik durch die Regierung ist die vor 20 Jahren ausgebrochene Covid-19-Pandemie, die trotz des beschriebenen hohen Standes der Medizin immer noch nicht bewältigt wurde. Um die reellen Kontakte zwischen den Menschen weiter zu reduzieren, ist geplant, die Hologramm-Funktion der Brillen auch für das Homeschooling einzusetzen. So können sich Lehrer und Schüler begegnen, ohne das Haus zu verlassen.

Die nach wie vor ungelöste Corona-Krise sowie die zunehmende Fremdbestimmung der Bürger durch den Staat und die Technik führen zu einer wachsenden Unzufriedenheit. Diese ist vor allem durch Äußerungen in den Sozialen Medien spürbar, mehr und mehr jedoch auch durch Demonstrationen in großen und kleineren Städten, über welche die öffentlich-rechtlichen Medien berichten.

Für die genannten Probleme wird die ZfD verantwortlich gemacht, die seit über 10 Jahren die Regierung stellt. ZfD steht oder vielmehr stand für „Zukunft für Deutschland“. So hat sich diese Partei in den letzten Jahren von einer demokratischen und progressiven Kraft zu einer machtverliebten Institution gewandelt, die ohne die Einbindung des Volkes eigensinnige Entscheidungen trifft oder die Wähler durch populistische Maßnahmen zu beeinflussen sucht. Erreicht hat sie bereits eine weitreichende Gleichschaltung in vielen Lebensbereichen. Zwar konnte sie die zuvor großen Vermögensunterschiede etwa durch Maßnahmen einer Grundsicherung ausgleichen, jedoch um den Preis einer stagnierenden Wirtschaft, die ohnehin seit Jahren an der Corona-Krise leidet.



Eine Szene, die sich im Jahre 2040 zugetragen hat…

1. Akt: Die Tagesschau

 Handelnde Personen:  

  • Sandra Maahn – Moderatorin  

Es ertönt der traditionsreiche Jingle der Tagesschau. Im Studio ist die immer noch auffällig frisch aussehende Moderatorin Sandra Maahn, die mit 72 Jahren ein Jahr vor ihrer Pensionierung steht.

Sandra Maahn: Willkommen! Wir reden heute über die neue Hologramm-Funktion in unseren Brillen. Dazu aber später Genaueres, denn in unserem Land ist viel los. Die Demonstrationen in der Hauptstadt nehmen zu. Wir schalten jetzt zu Jan Hofer junior, der das auch am Abend immer noch rege Geschehen auf den Berliner Straßen beobachtet.


2. Akt: Im Zentrum von Berlin

 Handelnde Personen:  

  • Jan Hofer junior – Reporter  
  • Heribert Schreiner – Demonstrant  
  • Weitere Demonstranten  

Auf einer Berliner Straße ist der Verkehr lahmgelegt, da zahlreiche aufgebrachte Bürger mit Schildern und lauten Rufen demonstrieren. Jan Hofer junior, Reporter der Tagesschau, setzt sich eine FFP8-Maske aus unsichtbarem Gewebe auf und interviewt mit einigem Abstand vom Straßenrand aus Heribert Schreiner, einen älteren Herren, der auf der Demo mitläuft und wahrscheinlich keine Maske trägt.

Jan Hofer jr. (gegen die laute Menge ansprechend): Entschuldigen Sie, was tun Sie denn hier genau?

Heribert (ironisch): Sehen Sie das denn nicht? Wir demonstrieren!

Jan Hofer jr.: Und wofür demonstrieren Sie?

Heribert (sichtlich genervt an seiner Brille ruckelnd): Das blöde Ding… – Na gegen die ZfD! Das geht so nicht weiter. Wissen Sie, was die machen? Die unterdrücken uns. Es gibt zwar kein Arm und Reich mehr, aber (zunehmend wütend) man kann gar nicht mehr aufsteigen! Es geht nur noch abwärts. (plötzlich flüsternd) Und außerdem – wissen Sie, was ich glaube?

Jan Hofer jr. (trotz des allgemeinen Lärms ebenfalls flüsternd): Ja was denn?

Heribert: Roboter, Androiden sind unsere Politiker! Kaum zu glauben, nicht wahr?

Jan Hofer jr. (versucht freundlich): Woher wissen Sie denn das?

Heribert (aggressiv und mit einer abwehrenden Handbewegung): Ach lassen Sie mich in Ruhe!

Heribert Schreiner lässt sich wieder von der demonstrierenden Menge mitziehen und schreit lauter als zuvor seine Losungen. Jan Hofer junior ringt mit einem ratlosen Gesichtsausdruck kurz nach den richtigen Worten.

Jan Hofer jr.: Äh, vielen Dank! (heiser) Und damit zurück ins Studio!


3. Akt: Die Tagesschau

 Handelnde Personen:  

  • Sandra Maahn – Moderatorin  

Sandra Maahn: Jan, herzlichen Dank für diese Einblicke! Und jetzt schalten wir zu Constantin Schreiber in den Bundestag, wo heute auch viel los war.


4. Akt: Im Bundestag

 Handelnde Personen:

  • Constantin Schreiber – Reporter  
  • Jessica Kurz – Politikerin  
  • Paul Fetzer – Politiker  

Constantin Schreiber, der nach langen Jahren als Nachrichtensprecher wieder draußen als Reporter an der Basis arbeiten wollte, steht oberhalb des Plenarsaals des Bundestags vor der Kamera. Er fährt sich durch das schüttere Haar und rückt das Revers seines etwas angestaubten Sakkos zurecht.

Constantin Schreiber (kurz hustend): Sehr geehrte Damen und Herren, mein Name ist Constantin Schreiber. Wir begrüßen hier im Parlament in Berlin die beiden Vorsitzenden der ZfD, Jessica Kurz und Paul Fetzer. Guten Tag! (grüßt die beiden, indem er seine linke Hand flach auf die Brust legt) Und, liebe Zuschauende, auch wenn Sie diese nicht sehen, wir tragen hier alle FFP8-Masken. – Jessica Kurz, wie ist denn Ihre Meinung zur momentanen Lage auf den Straßen, also in Bezug auf die Demonstrationen?

Jessica Kurz (etwas abgehoben wirkend): Ich kann überhaupt nicht verstehen, warum diese Menschen sich so aufregen. Es ist die ganzen Jahre so gut gelaufen und jetzt auf einmal dieser seltsame Unmut!? So undankbar sind die Leute…

Constantin Schreiber: Dankeschön! – Herr Fetzer, was werden Sie unternehmen? Haben Sie schon Absprachen mit Ihrer Partei getroffen?

Paul Fetzer (nüchtern): Nun, die ZfD wird genauso weitermachen wie bisher.

Constantin Schreiber: Ich bedanke mich bei Ihnen. Zurück ins Studio!


5. Akt: Die Tagesschau

 Handelnde Personen:  

  • Sandra Maahn – Moderatorin  

Sandra Maahn: Vielen Dank auch für diesen Bericht! Und nun kommen wir zu dem eingangs angesprochenen Thema. Die vor kurzem eingeführte Hologramm-Funktion unserer Brillen soll demnächst nicht nur für den Alltag aller Bürger gebraucht werden. Sie wird auch für unser Schulsystem von großem Nutzen sein. Die Lehrer sollen sich als Hologramm in die Wohn- oder Kinderzimmer unserer Schüler projizieren können. – Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend!