Blindes Vertrauen

Ein Zeitreise-Bericht der Klasse FE 20b des BSZ Grimma vom 4. bis 5. Juli 2022


Deutschland im Jahr 2045: Das blinde Vertrauen

Wir schreiben das Jahr 2045. Es ist der 23. Juli, 8:00 Uhr morgens.

Genau heute vor 10 Jahren kam die DPFL (Deutsche Partei für Lohnerhöhung) an die Macht und hat mit ihrer ersten Amtszeit direkt eine Lohnerhöhung von 3 Euro in allen Berufen eingeführt. Deshalb genießen sie bis heute die Gunst und das Vertrauen des Volkes.

Anfangs war auch alles super, es gab immer weniger Arbeitslose, da viele durch die Lohnerhöhung wieder einen neuen Sinn im Arbeiten gesehen haben. Der Lebensstandard vieler Menschen stieg. Aber durch die Lohnerhöhung kam es zu einer Inflation, wodurch das Geld wieder an Wert verlor. Durch das steigende Gehalt wurden nach und nach die lebensnotwendigen Produkte teurer. Es fing mit den Reisekosten an und ging mit Lebensmitteln und Energiekosten weiter. Butter zum Beispiel kostet jetzt 5,50€.

Die Kluft zwischen Arm und Reich ist sehr breit und viele Menschen leben in Armut. Die Armen vertrauen dennoch in die Politik, da diese Versprechungen machen, die Löhne wieder anzupassen. Sie erzählen uns aber, dass dies noch etwas warten muss, da das Geld momentan für andere notwendige Projekte gebraucht würde.

Das größte Projekt ist sicherlich die Schaffung von mehr Wohnraum: Die Städte wachsen und immer mehr Land wird zu Stadt. Die steigende Migration aufgrund von vielen Kriegen in der Welt erfordert mehr und mehr Wohnraum in unserem Land, da viele Menschen zu uns flüchten und Willkommen geheißen werden.

Die Reichen sind zufrieden damit, wie es läuft, sie wollen ihren hohen Lebensstandard beibehalten. Und die Armen leben von der Hoffnung, dass es bald besser wird. Doch so kann es nicht weitergehen!

Mein Name ist Jhon David und ich gehören zur armen Bevölkerung. Ich schreibe diesen Eintrag, damit ich hoffentlich auch anderen die Augen öffnen kann. Wir MÜSSEN etwas tun!



Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…

1. Akt: Auf dem Marktplatz

 Handelnde Personen:  

  • Phillip – obdachlos, bettelt  
  • Doria – obdachlos, bettelt  
  • Ralf Schmidt – Politiker der DPFL  
  • Christin – Reiche  

Ralf Schmidt, ein Politiker, kommt mit einem fliegenden Auto auf den Marktplatz geflogen. Er steigt aus und steigt auf eine Kiste.

Ralf Schmidt (ruft laut): Wählt die DPFL, für mehr Lohnerhöhung! Wir machen Politik für EUCH!

Die Obdachlosen Phillip und Doria sitzen nicht weit von Ralf Schmidt und hören ihm zu.

Phillip (aufrichtig): Toll, diese DPFL!

Ralf Schmidt (ruft): In zwei Jahren kommt die nächste Lohnerhöhung, das versprechen wir!

Doria (an Ralf Schmidt): Danke, dass du uns Hoffnung gibst!

Eine offensichtlich wohlhabende Person stolziert an der Szenerie vorbei. Doria spricht sie an.

Doria: Haben Sie etwas Kleingeld für uns? (schüttelt eine Mütze mit Münzen in Richtung Christin)

Christin rümpft die Nase, schaut demonstrativ weg und geht weiter.


2. Akt: Im Parlament

 Handelnde Personen:  

  • Ralf Schmidt – Politiker und Chef der Partei DPFL  
  • Rainer Zufall – Politiker  
  • Uschi von Sushi – Politikerin  
  • Kaya Ahnung – Politikerin  

Der Politiker Ralf Schmidt geht mit seinen Kollegen und Kolleginnen zum Podium und beginnt seine Rede.

Ralf Schmidt: Ich begrüße Sie alle ganz herzlich zu unserer Versammlung. Mein Name ist Ralf Schmidt. (deutet nach links) Die Politikerin zu meiner Linken ist Kaya Angelika Ahnung, rechts von mir (deutet nach rechts) ist Herr Rainer Zufall.

Applaus ertönt.

Ralf Schmidt: Heute schreibt die KI 3751 aus der dritten Generation für uns mit. Das Thema der heutigen Sitzung ist die Lohnerhöhung.

Ein Raunen geht durch die Reihen des Parlaments.

Ralf Schmidt: Ich will ganz ehrlich sein. Das macht natürlich keinen Sinn. Das können wir so nicht machen. Wie wir auf diesem Graphen sehen können (er hält ein Blatt Papier mit einer Kurve hoch), hat die letzte Lohnerhöhung die Reallöhne drastisch fallen lassen, aufgrund der Preiserhöhung. Wenn wir das dieses Jahr wieder machen, könnte es dieses Mal auch die Reicheren treffen. Und wir wissen ja alle, dass es Arm geben muss, damit es auch Reich gibt. Was ist also die Lösung?

Rainer Zufall tritt ans Mikrofon.

Rainer Zufall: Die Armen müssen weiter Hoffnung haben auf eine bessere Zukunft, damit sie nicht aufbegehren. Und weiter ihre Steuern zahlen. Sie müssen weiter arbeiten gehen.

Rainer Zufall macht Platz für Kaya Ahnung.

Kaya Ahnung: Ja, Hoffnung ist das Entscheidende. Darauf sollten wir unseren Fokus legen.

Ralf Schmidt (tritt wieder ans Mikrofon): Alles klar, ich sehe, dass wir alle einer Meinung sind. Dann machen wir das so. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und bis zum nächsten Mal.

Ralf Schmidt verlässt das Podium.


3. Akt: Im Ghettoviertel

 Handelnde Personen:

  • Jhon David  
  • Mohamed, Tamira, Chris – Arm  

Mohamed, Tamira und Chris sitzen herum. Auf einmal kommt eine Drohne herangeflogen und projiziert ein Video auf eine Wand. In diesem sitzt ein junger Mann und spricht ernst in die Kamera.

Tamira: Was ist denn das? Wo kommt die Drohne her? Wer ist das?

Mohamed: Psssst, ich will das hören.

Jhon David: Hallo. Wir schreiben das Jahr 2045. Es ist Juli. Ein weiteres Jahr, in dem nichts passiert ist. Es ist acht Uhr morgens. Genau heute vor zehn Jahren kam die DPFL, die Deutsche Partei für Lohnerhöhung, an die Macht und hat mit ihrer Amtszeit direkt eine Lohnerhöhung von drei Euro in allen Berufen eingeführt. Dies hatte zur Folge, dass sie die Gunst und das Vertrauen des Volkes bekam. Anfangs war alles super, es gab weniger Arbeitslose und die Menschen hatten mehr Geld zur Verfügung. Aber durch die Lohnerhöhung kam es schrittweise zu einer Inflation, wodurch das Geld immer weniger wert war. Durch das steigende Gehalt wurden nach und nach die Lebenskosten immer höher. Es fing mit Bus und Bahn an, dann kamen die Lebensmittel und die Energiekosten. Bevor wir uns versahen, kostete die Butter 5,50 Euro!

Jhon David schüttelt niedergeschlagen den Kopf.

Jhon David (belehrend): Die Partei hat aber weiter das Vertrauen der Bevölkerung. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist sehr breit und viele Menschen leben in Armut. Die Armen haben das Vertrauen in die Politik, da diese Versprechungen machen, die Löhne wieder anzupassen. Sie erzählen uns, dass sie dies derzeit nicht können, da sie das Geld für notwendige Bauarbeiten brauchen. Um mehr Wohnraum zu schaffen. Die Lohnerhöhung soll trotzdem bald kommen.

Jhon David schaut sich um, als würde er befürchten, belauscht zu werden.

Jhon David (eindringlich): Wer soll ihnen das noch glauben? Insgeheim will die Partei doch die Kluft zwischen Arm und Reich beibehalten, da ihre Mitglieder selbst den Reichen angehören. Die reiche Bevölkerung ist zufrieden, wie es läuft. Sie leben in der Großstadt in Wolkenkratzern und Villen, während die Armen am Rand in sogenannten ‘Ghettos’ leben. Wie unfair, wie ungerecht. Viele Dörfer wurden zu neuen Stadtteilen gemacht und umgebaut, um mehr Wohnraum zu schaffen, für die vielen Migranten, die aus verschiedenen Kriegen und Ländern zu uns geflüchtet sind.

Jhon David atmet einmal tief durch.

Jhon David (kämpferisch): Mein Name ist Jhon David und ich gehöre zur armen Bevölkerung. Ich veröffentliche diesen Beitrag, um noch anderen die Augen zu öffnen. Es muss etwas passieren! Es muss sich etwas verändern! Wir müssen endlich etwas tun.

Das Bild erlischt. Die drei Freunde sehen sich an.

Cris: Was erzählt der denn? Wer ist das überhaupt?

Tamira (schüttelt den Kopf): John Depp oder so? So ein Quatsch. Ich glaube dem nicht.

Mohamed: Ja, die DPFL will nur unser Bestes, da bin ich ganz sicher. So ein Verschwörungstheoretiker.

Die Drohne fliegt weiter, um den nächsten Leuten die Botschaft des Jhon David zukommen zu lassen.