Schnurpslich!

Ein Zeitreisebericht der Klasse 10-1 des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Nossen vom 10. bis 11. November 2022


Deutschland im Jahr 2045

In Deutschland geht die Schere zwischen Arm und Reich wieder auseinander. Die Stimmung in der Bevölkerung ist jedoch davon nicht betroffen.

Auch dieses Jahr finden die Wahlen wieder Online statt, ein besonderes Programm wurde extra dafür entwickelt. Lieferbestellungen, die im Internet erfolgend, werden über Drohnen geliefert, mit dem vollen Vertrauen, dass die Daten geschützt und nicht weitergegeben werden.

Geld spielt weder für die Ärmeren noch für Wohlhabenderen eine Rolle. Alle Bevölkerungsschichten haben gleichen Zugang zu Bildung, in privaten und öffentlichen Schulen, zu Wohnungen oder Villen, zu Freizeitbeschäftigungen wie Partys auf Dorffesten oder VIP-Partys.

In den Vierteln der Reichen wird auf klimafreundliche Energie geachtet. Photovoltaik ist kein Fremdwort mehr auf allen Hochhäusern installiert. Dadurch ist die Grundversorgung mit Energie gesichert. Bei den Armen leben viele in Wohnungen oder Zelten. Die meisten bewegen sich per E-Roller und Einkäufe kommen mit Drohnen nach Hause, mit einer Lieferzeit von bis zu zwei Tagen. Jedes Transportmittel wird derzeit durch Wasserstoff betrieben. Auch in der Medizin sind weitere Fortschritte zu verzeichnen, für viele Viren und Krankheiten gibt es inzwischen sehr gute Gegenmittel und dank der Kofinanzierung durch die reichere Bevölkerung konnte in der Vergangenheit viel in das Gesundheitssystem investiert werden. Dies macht auch endlich eine erfolgreiche Bekämpfung vieler Krebsarten möglich.

Auch Klimawandel scheint kein großes Thema mehr zu sein. Durch viele äußerst großzügige Spenden der reicheren Bevölkerung fanden viele Investitionen in erneuerbare Energien und platzsparende Solarfarmen statt. Durch nachhaltige Landwirtschaft gibt es inzwischen auch keine großen Hungersnöte mehr.

LGBTQI*-Personen werden überall unterstützt und akzeptiert. Elon Musk ist inzwischen auf den Mars umgesiedelt und hat von dort aus Brandenburg entdeckt. Und das Jugendwort des Jahres lautet: Schnurpslich.


Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…

1. Akt: Tagesschau

 Handelnde Personen:  

  • Franziska Braun – Moderatorin  
  • Kandidatin A – Partei Militanter Veganismus  
  • Kandidat B – Partei Twenty4Tim  
  • Kandidatin C – Partei Videozeugs  

Viel hat sich in den letzten Jahren verändert, doch eine Sache ist gleich geblieben. Um 20.00 Uhr kommt pünktlich die Tagesschau. Wir schalten jetzt mal rein: Der bekannte Ton der Tagesschau ertönt. Die Kamera schwenkt durchs Studio auf eine junge Frau.

Stimme aus dem Off: Hier ist das 23. Deutsche Fernsehen mit der Tagesschau. Heute im Studio: Franziska Braun.

Franziska Braun (lächelt in die Kamera): Herzlich Willkommen zur Tagesschau am Freitag, den 4.8.2045. Heute werden die Ergebnisse der Onlinewahlen bereits ausgezählt. Bis jetzt ist es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der militanten Veganerin und Twenty4Tim. Beide hielten sehr starke Reden. Wir schalten einmal kurz ins Wahlkampfstudio.

Die Kamera zeigt eine Bühne mit drei Personen. Eine Person steht am Mikro und spricht charismatisch hinein.

Kandidatin A (strahlt ins Publikum und ruft): Seid ihr schon vegan oder seid ihr noch Tiermörder:innen? (Die Menge jubelt, Fähnchen mit einem grünen V werden geschwungen) In den letzten Jahren haben wir gemeinsam so viel für Tier- und Klimaschutz getan (legt ihre Hand pathetisch auf ihr Herz). Obwohl sich Medizin und Gesundheitswesen weiterentwickelt haben, konnten wir alle Tierversuche stoppen (sie reckt kämpferisch ihre linke Faust in die Luft). Wählt mich, damit wir weiterhin ohne Brutalität leben können!

Es folgt tosender Applaus des Publikums. Darauf steht ein junger Mann mit kurzer Wuschelfrisur und blonden Strähnchen auf und geht nach vorne zum Mikro.

Twenty4Tim (er nimmt das Mikro in die Hand und reckt die Hände wie ein Popstar zum Publikum): Hey, hey, hey und oh mein Gott, Leute! (die Menge kreischt) Endlich ist es wieder so weit! Ihr könnt mich, euern Tim (deutet auf sich), wieder zum Bundeskanzler wählen! (das Publikum jubelt) Ich setze mich für die Toleranz ein und für nice coole Gadgets, die unsere Welt verbessern (er nimmt ein paar Gadgets aus seiner Tasche und wirft sie zwinkernd in die Menge, einige im Publikum schnappen nach den Sachen, die er wirft). Wasserstoffbetriebene Autos und Lieferdrohnen habe ich schon durchgesetzt (auch er reckt siegessicher die linke Faust in die Luft). Stimmt in meiner Insta-Story für mich ab.

Er zwinkert der ersten Reihe zu und gibt das Mikro der dritten Person auf der Bühne. Aus dem Off hört man die Stimme der Moderatorin Franziska Braun.

Franziska Braun (nüchtern): Außerdem hielt die Kandidatin der Partei Videozeugs eine Oppositionsrede.

Kandidatin C (geht nach vorne, nimmt lächelnd das Mikro entgegen und schreit heiser ins Mikro) Hey, meine Besten! (auch hier kommen vereinzelte Jubelrufe aus dem Publikum) Ich setze mich dafür ein, dass das Grundeinkommen bestehen bleibt (der Jubel wird lauter). Damit ihr (sie deutet wohlwollend ins Publikum) auch weiter alle in Wohlstand lebt. Stimmt deshalb lieber für mich ab und sorgt damit dafür, dass die Inflation nie wieder ansteigt, wofür ich mich übrigens auch einsetze.

Sie wirft das Mikro in die Menge und geht winkend von der Bühne. Die Kamera schaltet wieder ins Studio.

Franziska Braun: Das Ergebnis der Auszahlung strahlen wir in der Sendung um 22:00 Uhr aus. Nun zu den weiteren Nachrichten: In Unterdorf findet heute Abend ein Volksfest statt. Viele Besuchende kommen deshalb immer noch am Frankfurter Hauptbahnhof an, um die Veranstaltung zu besuchen…


2. Akt: Auf dem Dorffest

 Handelnde Personen:  

  • Magdalena – Arm  
  • Michi – Arm  

Die beiden Freund:innen Michi und Magdalena treffen sich auf der Tanzfläche des Dorffestes in Unterdorf. Die Stimmung ist ausgelassen, viele Menschen tanzen. Michi bietet Magdalena einen Schluck von seinem Bier an.

Michi (kommt tanzend auf Magdalena zu und deutet begeistert auf seine Bierflasche): Hey Magdalena, hast du dieses Bier schon probiert?! Das ist so schnurpslich!

Magdalena (tanzt auf Michi zu): Hi Michi, nee, das hab ich noch gar nicht probiert (nimmt ihm die Flasche aus der Hand und probiert einen Schluck, sie nickt begeistert und nimmt noch einen). Aber was ist denn überhaupt schnurpslich?

Michi (lacht): Lebst du hinterm Mond? Das ist das Jugendwort des Jahres!

Magdalena (lacht auf): Achso. Alles klar, das wusste ich noch gar nicht. Aber weißt du, dass bei den Reichen dort oben heute auch ein Ball gefeiert wird?!

Michi (zuckt mit den Schultern): Ja, aber das ist doch völlig egal. Ich kann mir mein Leben auch ohne so viel Geld schön machen. (er grinst und tanzt Magdalena an)

Magdalena (lächelt und nimmt noch einen Schluck Bier): Ja, gut. Das stimmt. Auf den Schnickschnack kann ich verzichten. Hauptsache wir genießen unser Leben. (sie tanzt noch ausgelassener)

Michi (wedelt inzwischen ausgelassen mit seinen Armen durch die Luft): Genau! Meinen Hobbys kann ich auch so nachgehen. Weil ich gar nicht die ganze Zeit arbeiten gehe. (er lacht wieder).

Magdalena (lacht auch): Ja, voll schnurpslich!

Was für eine ausgelassene Stimmung in Unterdorf. Doch wie sieht es auf dem Ball der Reichen aus?


3. Akt: Auf dem Sommerball der Reichen

 Handelnde Personen:  

  • Julienko – Besucher  
  • Timothy – Besucher  

Es ist der große Sommerball der Reichen. Das Happening des Jahres! Sogar das Influencerpaar Tanja & Bibi wurden schon auf der Tanzfläche gesichtet. Dort befinden sich auch Julienko und Timothy, gute Freunde, die sich dieses Event natürlich nicht entgehen lassen konnten.

Julienko (tanzt auf Timpothy zu und prostet ihm mit seinem Champagner zu): Heeeey Timothy, hast du schon gehört? Elon Musk wohnt jetzt auf dem Mars.

Timothy (erwidert das Prosten und nimmt einen großen Schluck Champagner): Ja, der kommt sowieso nicht mehr zurück. Die Maschine ist ja kaputt. (er lacht)

Julienko (grinst): Ja, im Gegensatz zu meiner Maschine (zwinkert). Ich hab mir gestern einen neuen Porsche gekauft. (hebt sein Champagnerglas erneut) Dafür gehe ich arbeiten!

Timothy (nickt begeistert): Ja, wir können uns sowas leisten. Die Armen verdienen ja nichts.

Julienko (zuckt mit den Schultern): Wenn die nicht arbeiten gehen, selber schuld. (dreht sich um und tanzt Richtung Bar davon)

Was für eine Stimmung auch hier auf diesem Event des Jahres: einfach schnurpslich!