Ein Zeitreisebericht der Klasse 10-1 des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Nossen vom 10. bis 11. November 2022
Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…
Was bisher geschah: Der Corona-Virus war durch stetig steigende Temperaturen zu einer neuen Gamma-Variante mutiert. Die Bevölkerung war zunehmend unzufrieden mit der regierenden Partei CDU, die mit harter Hand Hygienemaßnahmen durchsetzte. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung stieg und Verschwörungsmythen kursierten.
Die FDP kam in dieser Situation durch das Wahlversprechen, die Maßnahmen zu lockern, an die Macht. Durch eine unerwartet verabschiedete Steuerreform und den zu schwach anberaumten Hygienemaßnahmen, wurde danach allerdings die Schere zwischen dem ärmeren und dem wohlhabenderen Teil der Bevölkerung größer.
Das Gesundheitssystem der gesetzlich Versicherten kollabierte durch rasant steigende Zahlen von Corona-Erkrankten. Zusätzlich verschärfte der vermehrte Einsatz von Robotern und die damit verbundenen Entlassungen von menschlichen Arbeitskräften die Unterschiede zwischen Arm und Reich noch einmal enorm. Doch zugleich sorgten die Einsparungen der Lohnkosten und die Globalisierung für einen unerwarteten Wirtschaftsboom, wobei die Mehrheit der Menschen nicht davon profitierte.
Wie leben die Menschen heute, im Jahr 2045, mit dieser Situation?
1. Akt: Im Armenviertel
Jannik nimmt Opa Hans an die Hand und zeigt aufgeregt auf die hochansteigende Mauer vor ihnen.
Jannik (zeigt auf die Mauer): Opa, was ist denn das für eine Mauer da?
Hans (lächelt seinen Enkel wohlwollend an): Ach Jannik, diese Mauer haben besonders reiche Menschen gebaut, um sich abzuschotten von uns.
Jannik (schaut ihn fragend an): Und was ist dahinter?
Hans (seufzt): Dahinter wohnen die Reichen.
Jannik (verständnislos): Und was machen die dort?
Hans (seufzt wieder und gestikuliert in Richtung der Mauer): Die leben und arbeiten dort (er pausiert) ein bisschen, um sich ihr Geld zu verdienen. Aber genau wissen wir es auch nicht, was sie dort tun.
Jannik (nickt und zieht seinen Opa am Arm weiter): Und was machen wir die ganze Zeit über?
Hans (lächelt und streicht Jannik über den Kopf): Naja, wir probieren aus unserem Leid rauszukommen, oder nicht? So wie deine fleißigen Eltern.
Jannik (schaut zu ihm hoch): Aber Opa, leben wir denn heute überhaupt noch in einer Demokratie?
Hans (erstaunt): Du kennst aber schwierige Worte. Naja, also eigentlich leben wir nicht mehr in einer Demokratie, nein. Im Grunde nicht. (seufzt wieder) Wir wählen zwar noch eine Regierung, aber es ist nicht mehr gerecht. Wir wählen auch eigentlich nur noch aus Angst.
Jannik (verängstigt): Aber warum wählt ihr dann überhaupt noch?
Hans (streicht ihm wieder beruhigend über den Kopf): Aus Angst. Wir haben Angst vor den Bestrafungen. Es gibt Roboter und die können uns festnehmen.
Jannik (blickt weiterhin verängstigt): Was ist das für eine Welt, in der wir leben?!
Hans (zuckt mit den Schultern und deutet in einiger Entfernung auf einen alten Eiswagen): Ich weiß es auch nicht. Aber möchtest du vielleicht ein Eis?
Ein deprimierender Einblick in das Leben und die Zukunft von Hans und Jannik. Immerhin gibt es noch Eis. Wie geht es denn anderen Personen im Jahr 2045?
2. Akt: Im Armenviertel, in einer Küche
Alle Vier sitzen bei Thorben zuhause um den Küchentisch und rauchen.
Paul (zieht an seiner Zigarette): Die Erdbeben werden auch immer schlimmer.
Thorben (nickt): Ja, ich hab gehört, das soll an den Reichen liegen. Die buddeln irgendwas unterirdisch. Die bauen ‘nen großen Bunker oder so.
Uwe (nickt ebenfalls und zieht an seiner Zigarette): Das ist bestimmt Vorbereitung auf irgendwas. Irgendwas passiert da bald. (er schüttelt bedächtig den Kopf)
Günther (nickt zustimmend und wirft den Kippenstummel in seine Kaffeetasse): Ja, da bewegt sich doch was im Hintergrund.
Paul (gestikuliert mit seiner Zigarette): Das sind bestimmt dieselben, die damals auch Corona gemacht haben.
Uwe (resigniert): Ja, das haben die alles geplant. Das haben die alles geplant, um uns in den Abgrund zu stürzen. (er ext seinen Rest Kaffee)
Thorben (zündet sich eine neue Zigarette an): Die Aufständischen tun wenigstens was dagegen.
Günther (ebenfalls resigniert): Schade, dass das nix bringt. Die werden alle nur weggesperrt. (schüttelt den Kopf)
Die Stimmung bei den Vieren scheint ja nicht so rosig zu sein. Wie leben denn aber nun wirklich die reicheren Menschen hinter ihrer Mauer? Und sind sie tatsächlich verantwortlich für die gehäuften Erdbeben?
3. Akt: Im Reichenviertel
Hinter der Mauer der Reichen betrachten wir die Freund:innen Hugo, Julius, Marianna und Justus. Sie sitzen auf Justus’ Dachterrasse. Hugo hat zuvor französisches Feingebäck aus seiner Lieblingskonditorei besorgt.
Hugo (nimmt sich ein Eclair): Die Erdbeben in letzter Zeit werden auch immer heftiger, oder?
Julius (nickt): Das ist wegen des Klimawandels.
Marianna (nickt ebenfalls): Und die Armen schieben alles auf uns. (sie schüttet sich Kaffee nach)
Julius (schenkt sich auch Kaffee ein): Das liegt aber an der Politik, dass sie nichts dagegen macht.
Justus (nimmt sich einen Macaron): Ich meine, wir könnten ja Geld spenden an so Organisationen, die sich mit dem Klimawandel beschäftigen. (er lächelt aufmunternd)
Julius (resigniert): In zwei Jahren sind Neuwahlen. Mal sehen, was dabei rumkommt.
Marianna (nimmt sich auch ein Eclair): Ich meine so schlecht geht es uns ja nicht. Wir sind ja immerhin die Reichen hier. (lacht und wedelt mit dem Eclair)
Justus (lächelt): Uns geht’s allen gut. Aber ich mache mir Sorgen um die Armen.
Hugo (zuckt mit den Schultern): Ja, aber das ist ja nicht unser Problem. Wir tun ja auch was für unser Geld.
Marianna (tunkt ihr Eclair in den Kaffee): Das liegt bestimmt an der Demokratie. Aber vielleicht kommt ja bei den Neuwahlen was Neues bei rum.
Hugo (schüttelt den Kopf): Ja, aber das ändert doch am Ende auch wieder nichts, oder?
Justus (schenkt Hugo Kaffee nach): Mal sehen, was daraus wird. Aber vielleicht können wir die Allgemeinheit ja auch unterstützen mit unserem Geld. Dass es vielleicht doch nicht zu so viel Angst vor den Reichen kommt.
Hier gibt es also völlig andere Erklärungsmuster für die Erdbeben und auch einen anderen Umgang damit. Doch die Enttäuschung über die aktuelle politische Lage scheint die gleiche zu sein. Wie könnte man dieses Dilemma lösen? Wie baut man Vertrauen in die Demokratie wieder auf?