Die robotisierte Gesellschaft

Ein Zeitreise-Bericht der Klasse BGY22G1 des BSZ Delitzsch vom 3. bis 4. November 2022

Deutschland im Jahr 2045

Die Kinder der heutigen Generation entwickeln immer häufiger enge Freundschaften mit Robotern und bevorzugen es, ihre Freizeit mit ihnen zu verbringen. Dies zeigt eine neue Studie, die belegt, dass Kinder die Interaktionen mit Robotern als unterhaltsamer und befriedigender empfinden als die Interaktion mit menschlichen Freunden. Die Technologie hat dazu beigetragen, dass sich die Beziehungen zwischen Kindern und Robotern verbessern, was dazu führt, dass sie mehr Zeit miteinander verbringen. Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen dies auf die sozialen Fähigkeiten der Kinder haben wird.

Die Bürger nehmen am gesellschaftlich-politischen Leben mithilfe der Dem-E-App teil, welche verschiedene Meinungsbildungs- und Abstimmungsprozesse vereint und dadurch Bürgernähe vermittelt. In verschiedenen Räumen und Foren können Entscheidungsträger direkt kontaktiert werden, die per Gesetz zu einer direkten Kommunikation mit den Bürgern verpflichtet sind. Den Umgang mit der Plattform lernen die Kinder im Unterricht.



Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…

1. Akt: Im Wohnzimmer

 Handelnde Personen:  

  • Hans – Freund  
  • Pascal – Freund  
  • Lisa – Freundin  

Die drei Freunde Hans, Pascal und Lisa treffen sich zur wöchentlichen Spielrunde. Hierbei tauschen sie sich über die Ereignisse der Woche aus. Während Pascal und Lisa begeisterte Technikfans sind und Hausroboter beschäftigen, bleibt Hans den Neuerungen gegenüber skeptisch. Besonders der Kontakt von Kindern mit Best-Buddy Robotern erscheint ihm unheimlich.

Hans: Hey Leute, habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, wie sehr die Digitalisierung und die Robotertechnik unser Leben verändert haben?

Pascal: Klar, ich denke, es hat uns einige Vorteile gebracht. Zum Beispiel ist alles viel bequemer geworden. Wir können online einkaufen, arbeiten und sogar Freunde treffen.

Hans: Ja, aber es gibt auch Nachteile. Viele Menschen haben Angst um ihre Jobs, weil Maschinen und Computer ihre Arbeit übernehmen und wir mehr und mehr von ihnen abhängig sind.

Lisa: Das ist wahr, aber ich denke, es ist auch eine Chance für uns, uns weiterzubilden und uns auf neue Bereiche zu spezialisieren und nicht mehr die schweren Arbeiten zu erledigen.

Hans: Außerdem sehe ich, dass die Digitalisierung auch unsere Beziehungen untereinander beeinflussen. Besonders schlimm ist das für unsere Kinder. Wir verbringen viel zu viel Zeit an den Geräten und viele Prozesse des Alltags sind ohne Internetverbindung kaum mehr möglich. Wir vergessen, wie wichtig es ist, Zeit mit unseren Liebsten zu verbringen.

Pascal: Ja, das stimmt. Aber ich denke auch, dass die Technologie uns helfen kann, über Entfernungen hinweg in Kontakt zu bleiben, zum Bespiel in der virtuellen Realität. Wir können Videoanrufe machen und uns so sehen, als wären wir im selben Raum. Die Kinder werden außerdem durch Programme und Roboter beschäftigt und man kann ihre Erziehung besser steuern.

Lisa: Absolut. Am Ende denke ich, dass es auf die Balance ankommt. Wir sollten die Vorteile nutzen, aber auch darauf achten, nicht zu viel Zeit in diesen Traumwelten zu verbringen. Die sollten zumindest ungefähr auch das abbilden, was hier im echten Leben passiert.

Pascal: Unser Sohn hat nun einen Best-Buddy-Roboter bekommen, da er so oft allein war und es schwierig war, Freunde zum Spielen zu organisieren. Selbst bei Online-Spielen war er zuletzt immer unkommunikativer geworden. Nun hat er jemanden, der da ist, mit ihm spricht und zuhört – ja sogar seine Interessen teilt. Ich empfinde das als große Errungenschaft.

Hans: Das stimmt, aber es gibt auch Bedenken, dass Kinder von diesen Beziehungen abhängig werden, die ja auf der anderen Seite nicht auf Emotionen, sondern auf einem Algorithmus basieren. Diese psychischen Probleme möchte ich später nicht haben.

Am Ende stoßen sie mit Wein an und verständigen sich darauf, sich häufiger zu solchen Gesprächen über gesellschaftliche Veränderungen zu treffen.


2. Akt: Im Politikunterricht

 Handelnde Personen:  

  • Mira – Schülerin  
  • Pascal Junior – Schülerin  
  • Frau Schulze – Lehrerin  

Mira hat es gerade rechtzeitig in die Schule geschafft und hechtet auf ihren Sitzplatz.

Frau Schulze: Guten Morgen, liebe Kinder. Heute möchten wir uns im Politik- und Gesellschaftskundeunterricht der Dem-E-App widmen, die unser gemeinsames Leben bestimmt wie kaum ein anderes Tool in unserer Zeit. Hier werden wir Menschen zu digitalen Residenten und steuern die Geschicke unseres Staates und der Gesellschaft von jedem Punkt der Erde aus. In ihr können wir auch demokratische Prozesse in unserer Schule verwalten. Heute soll es um die Wahl zum Klassensprecher gehen, für die ich hiermit die Vorstellung der Kandidaten eröffne.

Mira: Ich möchte meine Kandidatur bekannt geben und sagen, dass ich meine Kommunikationskenntnisse einsetzen werde, um die Interessen unserer Klasse würdig zu vertreten. Hierfür könnt ihr stets zu mir kommen oder mich auf den bekannten elektronischen Kanälen kontaktieren. Für Fragen stehe ich gern bereit.

Pascal Junior: Hallo. Ich würde gerne unsere Klasse anführen, da ich selbst mehrere Teams manage und bei unseren Rollenspielen im Internet unsere Mannschaft zum Sieg geführt habe. Ich habe einen Best-Buddy, der mich bei allen Lebenssituationen unterstützt und der auch euch wertvolle Dienste leisten kann.

Mira: Pascal, im Internet zu gewinnen ist ja schön und gut, aber hier in unserer Gemeinschaft bringst du dich kaum ein. Dein Profil in den Netzwerken ist aktiv, aber dich sieht man nie, wenn es darum es, etwas Soziales an unserer Schule zu machen.

Pascal Junior (entgegnet energisch): Lass mich doch in Ruhe. Ich werde euch schon von mir überzeugen. Dabei wird mir mein Roboter helfen. (er verlässt wütend den Raum)

Frau Schulze: Belassen wir es zunächst einmal dabei. Ihr habt die Positionen gehört und nun gibt es die Möglichkeit, mit der Dem-E-App abzustimmen. Morgen werde ich das Ergebnis verkünden.

Die Schüler tippen eifrig auf ihrem Handy und verlassen anschließend den Klassenraum.


3. Akt: Zu Hause am Küchentisch

 Handelnde Personen:

  • Pascal – Vater  
  • Pascal Junior – Sohn  
  • Best-Buddy-Roboter  

Der Sohn sitzt niedergeschlagen am heimischen Küchentisch, an dem mehrere Hausroboter hantieren, um verschiedene Speisen anzurichten. Der Vater vernimmt den Best-Buddy zur Situation in der Schule.

Vater (aufgebracht): Sag mir, wie konnte das passieren. Wieso hast du ihn nicht besser für die Bewerbung trainiert? Ihr hattet doch so viel Zeit.

Best-Buddy: Ich bitte um Verzeihung. Ich habe die Situation falsch analysiert. Ihr Sohn zeigt wirklich hervorragende Ergebnisse bei den Strategiespielen, bei denen er ganze Teams zum Sieg führt. Es scheint, dass ich die emotionalen Variablen nicht korrekt berechnen konnte.

Pascal Junior: Ich wurde geradezu entblößt. Diese Zicke hat mich vor der ganzen Klasse schlechtgemacht. Ich konnte meine Emotionen nicht kontrollieren, obwohl ich mir absolut sicher war, dass ich der bessere Kandidat bin. Best-Buddy, du brauchst unbedingt ein Update, um mich in vergleichbaren Situationen besser zu schützen. Wir müssen es schaffen, Kontrolle über die Geräte und die VR-Linsen der Anderen zu bekommen, um deren Bewusstsein zu beeinflussen.

Best-Buddy: Auftrag angenommen. Ich erarbeite eine Strategie, um eine effektivere Kontrolle der menschlichen Kontakte mit dir zu gewährleisten. (wendet sich an den Vater) Glauben Sie mir, nicht mehr lang, und die Menschen werden der Technik nichts mehr entgegenzusetzen haben!

Der Vater nickt erst zufrieden, stockt ein wenig später und wird nachdenklich. Findet er das wirklich gut?


Redaktion: sm.