Streitende Eltern

Ein Zeitreise-Bericht der Klasse 10b des BIP Kreativitätsgymnasiums Leipzig vom 15. bis 16. Dezember 2022

Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…

1. Akt: Am Abendbrottisch

 Handelnde Personen:  

  • Gregor – Vater  
  • Elena – Mutter  
  • Lisa – Tochter  

Gregor und Lisa, Vater und Kind, sitzen bereits am Abendbrottisch. Lisas Mutter Elena kommt nach Hause und setzt sich mit offensichtlich schlechter Laune dazu.

Elena (stöhnt auf): Uff. Das war wieder ein übel anstrengender Tag!

Gregor (freundlich): Hallo! Was war denn?

Elena (genervt): Die ganzen Roboter hatten echt ALLE eine Fehlfunktion. Das war so ätzend!

Gregor: Was war denn falsch mit denen?

Elena (rollt mit den Augen): Tja. Die konnten nicht mehr laufen. Ich durfte alle umprogrammieren. Weil irgendjemand wieder was falsch programmiert hat. (sarkastisch) Dann stand ich auf dem Heimweg noch im Stau, weil wieder total tolle Demos waren.

Gregor: Schon wieder, Demos? Das gab es doch gestern schon. Worum ging es denn diesmal?

Elena: Es ist immer das gleiche Thema. Die zwei Parteien und deren Unterschiede.

Gregor (verwundert): Aber, ich dachte, es gibt eigentlich nur die DAD?! Was denn noch?

Elena: Naja, du weißt ja, DAD steht für den Demokratischen Aufbruch in Deutschland. Und dann gibt es Teile unsere Landes, die sind der Meinung, wir haben bessere Möglichkeiten mit der DVD. Das ist die Demokratische Volkspartei Deutschlands. Ich finde auch, mit ihrer Idee, dass man das Grundgesetz ändern können sollte mit einem Mehrheitsbeschluss, wären wir auf einem guten Weg in Deutschland.

Gregor (ganz perplex): Das… hast du noch nie gesagt! Ich dachte, du bist auch für die DAD. Warum jetzt auf einmal die DVD?

Elena (stolz): Ich komme vom Land, ich bin für die DVD.

Gregor: Ach, deswegen starren uns alle auf der Straße an! Hast du dein Holo nicht eingeschaltet? Du weißt doch, was das ist, oder?

Elena (genervt): Natürlich weiß ich, dass das ein aufploppendes Hologramm vor dem Auge ist.

Gregor: Ja, das brauchst du mir nicht erklären… Zurück zur DVD: Ich kann es einfach nicht fassen, es tut mir leid.

Elena: Aber guck mal, die DAD. Immer strikt nach dem Grundgesetz. Keinerlei Veränderung. Selbst wenn die Mehrheit der Menschen für eine Änderung ist, wenn etwas einfach nicht mehr zeitgemäß ist.

Gregor: Und was ist mit den Menschenrechten?

Elena: Ja, die wollen wir ja nicht verändern. Aber ihr bleibt immer bei diesen alten starren Regeln, die es jetzt schon fast Hundert Jahre gibt!

Gregor: Ja, mit gutem Grund!

Als Gregor gerade zu einer langen Rede ausholt, reicht es der Tochter Lisa. Bisher hat sie nur wortlos zwischen ihren Eltern hin- und hergeschaut, jetzt hält sie es nicht mehr aus.

Lisa (platzt genervt heraus): Könnt ihr bitte einfach aufhören? Jeden Abend dieses Scheißthema. Wieso eigentlich? Es macht überhaupt keinen Sinn, ich habe da echt keinen Bock mehr drauf. Ich geh mich jetzt mit einer Freundin treffen.

Lisa steht auf und verlässt den Raum.


2. Akt: Im Metaverse

 Handelnde Personen:  

  • Lisa – Freundin  
  • Adriane – Freundin  

Lisa ist in ihrem Zimmer. Sie setzt sich eine VR-Brille auf. Vor ihr erscheint ihre Freundin Adriane.

Lisa (erfreut): Oh, du bist ja schon hier!

Adriane: Ja, ich warte schon ‘ne Weile.

Lisa (etwas zerknirscht): Ja, sorry. Meine Eltern haben wieder so unnötigen Stress gemacht am Abendbrottisch, das glaubst du nicht.

Adriane (mitfühlend): Boah, du Arme. Wollen wir das Thema wechseln?

Lisa (dankbar): Ja, bitte.

Adriane: Hast du eigentlich mit deiner Aufgabe für den Technik-Unterricht angefangen? Da sollen wir irgendwas Praktisches machen. Irgendwas programmieren oder so.

Lisa: Nee, hab ich noch nicht angefangen mit. Eigentlich wollte ich das mit meinem Vater machen, aber… ganz ehrlich… gar kein Bock mehr auf den.

Adriane (ist kurz abgelenkt): Oh, mir ist grade aufgefallen, durch mein Holo, dass du bald Geburtstag hast!

Lisa: Ich hab es selbst schon vergessen durch den ganzen Stress. Möchtest du kommen?

Adriane (begeistert): Total gerne! Was wünschst du dir denn?

Lisa (überlegt) Ach, eigentlich nichts. Ich würde mich einfach freuen, wenn du vorbeikommst.

Adriane: Das mache ich auf jeden Fall. Aber du wünschst dir sicher nichts? Ich habe gerade gehört, es gibt ein neues Programm für das Metaverse: Ein Sportprogramm, bei dem das Gelände beliebig einstellbar ist. Du kannst an jedem Ort der Welt Sport machen!

Lisa: Das klingt echt mega, aber nur, wenn es nicht zu teuer ist, okay?

Adriane: Ja, ich guck mal die nächste Woche, ob es runtergesetzt wird.

Lisa: Perfekt.

Adriane: Weißt du eigentlich, wo unser Klassenraum ist? Ich lande irgendwie immer im falschen Raum.

Lisa: Ach, es ist alles so neu, so eine große Umstellung. Ich weiß selber nicht immer, wo ich hin muss. Manchmal lande ich sonst wo.

Adriane (verschwörerisch): Ich bin mal aus Versehen im Metaverse in einem Raum gelandet, wo DVDler waren. Die haben richtig aggressiv auf DADler geschimpft. Haben mich aber zum Glück nicht bemerkt. Nicht, dass die mir noch Spionage oder so vorwerfen.

Lisa (beeindruckt): Was du alles erlebst! Du sammelst echt Erfahrung, voll krass. Mir ist so etwas noch nicht passiert.

Adriane: Naja, ich muss dann auch, Technik wartet. Wir sehen uns in zwei Tagen!

Lisa: Super, bis dann!

Lisa setzt die VR-Brille ab, Adriane verschwindet.


3. Akt: Die Geburtstagsfeier

 Handelnde Personen:

  • Gregor – Vater  
  • Elena – Mutter  
  • Lisa – Tochter, Geburtstagskind  
  • Adriane – Freundin  

Gregor und Elena sitzen vor dem Fernseher. Sie warten auf ihre Tochter und deren Freundin.

Gregor: Schau mal, die Nachrichten fangen an.

Elena: Ich hoffe, es geht nicht wieder um die DAD.

Gregor (gereizt): Heute sollst du das bitte nicht ansprechen. Heute hat unser Kind Geburtstag. Okay?

Lisa und Adriane kommen herein.

Lisa: Hallo, wir sind da.

Gregor und Elena stehen auf.

Gregor: Hallo ihr beiden! Wollt ihr irgendwas trinken?

Lisa: Ich würde eine Cola nehmen.

Adriane: Ich das gleiche.

Gregor (zur Seite gewandt): So, Robbi, hol doch mal zwei Colas!

Robbi der Roboter kommt aus der Küche und bringt zwei Colas. Dann fährt er wieder davon.

Gregor: Setzt euch doch.

Alle setzen sich an den Geburtstagstisch, auf dem ein großer Kuchen steht.

Lisa: Der Kuchen sieht aber toll aus. Da hat Robbi wirklich ganze Arbeit geleistet!

Elena: Das war ich! An diesem besonderen Tag… Man wird ja nicht jeden Tag 13! Da habe ich selbst in der Küche gestanden, und mit den Händen den Teig… also ganz wie in alten Zeiten!

Adriane (begeistert): Wow!

Lisa: Sieht schon gut aus! Ich nehme ein besonders großes Stück! Denn heute kann ich mir ja auch alles erlauben, an meinem Geburtstag!

Adriane (macht einen Witz): Naa, pass auf, vor dem Grundgesetz sind alle gleich! (kichert)

Lisa (macht den Spaß mit): Naa, komm schon, das Grundgesetz kann man auch mal einen Tag vergessen!

Gregor (interessiert): Oh, das finde ich ja schön, ihr lernt in der Schule über das Grundgesetz, oder?

Lisa und Adriane (langsam und skeptisch): Jaaaa, schon.

Gregor: Also ich finde das gut. So wachsen unsere Kinder gleich mit den richtigen Werten auf.

Elena (sarkastisch): Ganz tolle Werte…das Grundgesetz…

Gregor (gereizt): Die Diskussion musst du jetzt nicht anfangen.

Elena: Jaaa, alles gut. (kurze Pause) Grundgesetzänderungen sind aber nun mal zeitgemäß.

Gregor: Lass uns das später ausdiskutieren, okay?

Lisa (stöhnt auf): Booah, ich hab da keine Lust mehr drauf. Lass gehen.

Adriane: Ja, lass gehen.

Die beiden verlassen den Tisch.

Lisa (verzweifelt): An meinem Geburtstag! Heute hätten sie sich echt mal anstrengen können. Aber nein…

Lisa (mitfühlend): Du tust mir leid, das einzige Fest, das man noch in echt feiert und nicht im Metaverse…

Lisa (grummelig): Ja, lass uns einfach in mein Zimmer gehen. Robbi kann uns ja ein Stück Kuchen bringen.

Lisa schlägt laut die Tür zu ihrem Zimmer zu. Am Esstisch überlegen die Eltern, ob sie sich nicht entschuldigen sollten. So hatte sich niemand diesen Geburtstag vorgestellt…