Ein Zeitreisebericht der Klasse 10-2 des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Nossen vom 10. bis 11. Nov. 2022
Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…
In den größeren Städten ist eine räumliche Trennung zwischen wohlhabenden und ärmeren Bürgern offensichtlich. Letztere wohnen in einfachen Fertighäusern außerhalb der Stadtkerne, jene in Villen und Penthouses in den Stadtzentren. In der Hauptstadt wird die städtische Mitte durch den sogenannten Euro-Tower markiert, der als Symbol für die vergangene, kapitalistisch-liberalistische Politik des Clubs Deutscher Unternehmer (CDU) steht. Dieser Club war von einem Lobbyismus der führenden Wirtschaftsunternehmen geleitet.
Seit einiger Zeit regiert jedoch die Partei für Futur, Freiheit und Einheit (FFEP). Große Teile der Bevölkerung sind mir ihr zufrieden, da sie aus einer Bewegung der Unterschicht hervorgegangen ist und sich für die Grundversorgung aller Bürger einsetzt und die noch deutlichen sozialen Unterschiede abzubauen versucht.
Auch steht die Partei nicht nur für eine soziale Marktwirtschaft, sondern ebenso für einen klimafreundlichen Wirtschaftswandel und eine technische Modernisierung. Dabei setzt sie ganz ausdrücklich auf den Rat von Experten und den Mut zum Experiment. So wurden sämtliche Industrieanlagen sowie kommunalen Energieversorger zügig auf den Betrieb mit Wind- oder Solarkraft umgerüstet. Zudem halten große Stromspeicher ausreichend Reserven bei ungünstigem Wetter oder für Krisen vor. Gerade soll die Landwirtschaft mit Hilfe von Gentechnik revolutioniert werden, so dass größere Erträge möglich sind und freie Flächen für Aufforstungsprogramme entstehen.
Trotz der relativ positiven politischen und gesellschaftlichen Stimmung äußern immer wieder Vertreter und Unterstützer der früheren CDU-Regierung Kritik an der aktuellen Politik. Nicht selten hört man dabei auch zwielichtige Äußerungen von Verschwörungsdenkern, von denen nicht wenige wissenschaftlich gebildet sind.
1. Akt: Im Wirtschaftsausschuss
Der Parteivorsitzende der FFEP trifft sich im Wirtschaftsausschuss der Regierung zum Ideenaustausch mit zwei führenden Agrarwissenschaftlern des Landes.
Wissenschaftler: Wir haben es geschafft, mithilfe von Gentechnik alle möglichen Grundnahrungsmittel so anzubauen, dass wir dafür keine großen Anbauflächen mehr benötigen. Und wir kriegen das alles jetzt auch viel billiger hin.
Parteichef: Das klingt super! So können wir eine Grundversorgung gewährleisten bei gleichzeitig günstigen Preisen, die sich jeder leisten kann. Aber über welche Mengen reden wir da?
Wissenschaftlerin: Sofern wir die notwendigen technischen Geräte und Produktionsstandorte bekommen, werden wir locker den täglichen Bedarf des ganzen Staates decken können.
Parteichef: Ausgezeichnet! Damit wäre die Grundversorgung gesichert. Und schaffen wir damit auch neue Arbeitsplätze?
Wissenschaftler: Es werden zwar viele Arbeitsplätze aus der Landwirtschaft wegfallen, aber natürlich für die Qualitätskontrolle und auch für die Sicherheit werden Arbeitsplätze erhalten bleiben und zudem neue entstehen.
Parteichef: Für diese könnte man ja dann gleich die freigewordenen Arbeitskräfte aus der Landwirtschaft einsetzen. Die haben ja eh schon auf dem Gebiet Wissen und Erfahrung.
Wissenschaftlerin: Ja zudem könnte man die hinzugewonnen Freiflächen in Wälder umfunktionieren: einerseits zu Mischwald, den man zur Verbesserung des Klimas anpflanzen würde, andererseits zu Nutzwald, um nachwachsende Rohstoffe für Möbel und so weiter zu gewinnen.
Parteichef (zufrieden lächelnd): Ja, das scheint mir ein sehr gutes Gesamtkonzept zu sein!
2. Akt: Im Park
Zwei Kinder sitzen auf einer Parkbank. Das eine spielt auf seinem Holophone und schaut plötzlich neugierig zur Seite auf das seltsame Gerät in der Hand des anderen.
Kind 1: Hey, wo ist denn dein Holophone?
Kind 2: Ich habe was viel Besseres. Und zwar hab ich dieses alte Handy meiner Oma gefunden.
Kind 1: Was ist denn ein Handy?
Kind 2: Ein technisches Gerät. Das hatten wir im Geschichtsunterricht. Müsstest du eigentlich wissen.
Kind 1: Hmm, daran kann ich mich gar nicht erinnern. Was kann das denn? Haste schon ausprobiert?
Kind 2: Also so weit ich rausgefunden habe, kann man damit kommunizieren und auch Spiele spielen. Aber die sind relativ langweilig.
Kind 1: Das klingt irgendwie merkwürdig. Wir könnten ja zu Herrn Müller gehen. Der sammelt in seinem Geschäft solch altes Zeugs. Und er weiß bestimmt mehr darüber.
Kind 2: Meinste?
Kind 1: Klaro!
3. Akt: Auf dem FFEP-Parteitag
Auf dem Parteitag der FFEP führen der Vorsitzende und die Generalsekretärin der Partei zusammen mit einem kauzigen und nicht unumstrittenen Professor der Futurologie eine Podiumsdiskussion über aktuelle politische Anliegen.
Parteichef: Sagt mal, was machen wir nun eigentlich mit diesen Hinterlassenschaften der CDU – sprich mit diesem Euro-Tower, der in unserer Stadt rumsteht? Und wie verfahren wir mit den vermehrten Steuern, die wir im Zuge des erfolgreichen Wirtschaftswandels eingenommen haben? Wie verteilen wir die gerecht an die Bürger?
Professor (mit etwas irrem Blick): Wir könnten ja diesen Euroklotz zu einem Märchenschloss umbauen.
Parteichef (stirnrunzelnd): Aha? (dann entschieden) Nein, abgelehnt!
Generalsekretärin: Also ich bin dafür, wir reißen das Gebäude ab und recyceln die Materialien für den Bau neuer Häuser. Das eingenommene Geld teilen wir auf, so dass jeder das gleiche Vermögen hat und darüber frei verfügen kann.
Parteichef: Ja, wir sollten uns aber, würde ich denken, auch noch einen gewissen Teil behalten, um unsere anstehenden Projekte zu finanzieren – sei es die Modernisierung der Landwirtschaft oder auch, um die Arbeitnehmer für neue Berufsbilder zu qualifizieren, den sozialen Wohlstand zu fördern und…
Professor (dazwischenfahrend): Wenn Sie erlauben! Wir haben doch noch ein viel größeres Problem! Die Erde ist ja immer noch eine Scheibe…
Parteichef (zur Sekretärin flüsternd): Was ist denn das für ’n Kauz? Sah der nicht eben noch ganz anders aus?
Tatsächlich hat der Professor nun eine andere Haarfarbe und Frisur, anscheinend eine Perücke.
Generalsekretärin (ins Plenum rufend): Schafft jemand mal diesen Idioten hier raus?
Professor (unbeirrt fortfahrend): Versteht ihr denn das Problem nicht? Jahr für Jahr fallen immer noch tausende Menschen von der Erdscheibe. Wenn das so weitergeht, sterben wir aus. Die Menschheit degeneriert.
Parteichef (sichtlich genervt): Ja ja!
Generalsekretärin (zum Parteichef flüsternd): Ist dieser Kerl etwa ein Agent des CDU, der uns für dumm verkauft?
Parteichef: Sie wollen also ernsthaft – wie Sie in einem Ihrer Zukunftsforen schreiben – mehrere Langstreckenraketen über das Internet steuern und die Erde einfach zu einer Kugel schießen?
Professor (sich die wiederum anders frisierten, andersfarbigen Haare raufend): Nein, natürlich nicht! Meine eigentliche Idee wäre, wir stellen uns alle einfach an den Rand der Erdscheibe und dann hüpfen wir so lange, bis die Erde eine Kugel ist, so dass dann keiner mehr runterfallen kann.
Generalsekretärin (seufzend): Nun gut! Ich bin dafür, wir vertagen besser unsere Diskussion. Hiermit schließe ich die Tagung für heute.
Lektorat: sb