Ein Zeitreise-Bericht der Klasse 10-3 des Christian-Gottfried-Ehrenberg-Gymnasiums in Delitzsch
(Workshop vom 11. bis 12. Mai 2023)
Wir schreiben das Jahr 2045
Die Staaten, wie sie einmal existierten, gibt es so nicht mehr. Eine Gruppe namens „Genesis“ regiert die Welt. Es herrscht ein strenges Regime.
Die Demokratie wurde abgeschafft und niemand darf mehr tun und denken, was er oder sie will. Manche glauben sogar, dass die ganze Menschheit bis auf wenige ausgerottet werden soll. Doch wer weiß das schon, denn es ist fast unmöglich, an vertrauensvolle Informationen zu gelangen.
Einige Bürger haben sich an geheimen Orten und in verwinkelten Ecken dieser Erde versteckt. So auch die drei Freunde Klaus, Mary und Tilda. Sie verweilen in einem Keller, tief unter der Erde und ohne Licht.
Zwar sind sie versorgt; ab und zu empfangen sie sogar Neuigkeiten von außerhalb ihres Verstecks. Doch sie müssen immer wachsam sein, damit sie nicht auffliegen und „Genesis“ sie findet. Dieser Zustand schlägt aufs Gemüt, und es ist schwer, Hoffnung zu behalten.
Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…
1. Akt: Im Keller
Klaus, Mary und Tilda verstecken sich im Keller. Alle sind in Gedanken versunken. Man hört leises Gemurmel. Klaus schreibt Tagebuch.
Klaus (schreibt und flüstert dabei leise mit): Liebes Tagebuch, es ist der 6. Mai 2044 …
Mary (unterbricht): ´45, du Dummie.
Klaus (schreibt unbeirrt weiter): Die Welt wird immer schlimmer, wenn wir nichts dagegen unternehmen. Punkt, nein Komma, nein Ausrufezeichen! In Anführungszeichen “Genesis” will uns immer weiter unterdrücken und wir können nichts dagegen unternehmen. Punkt. Sie wollen alles zerstören und die Welt erobern.
Tilda (fängt leise an zu weinen): Man, die wollen uns alle umbringen, weißt du das nicht?!
Klaus (setzt erneut an zum Schreiben): Ich verstecke mich gerade in einem Keller mit noch zwei anderen Leuten. Alle werden von Tag zu Tag dümmer, nein verrückter.
Tilda: Verrückter!
Klaus (schreibt zu Ende): Hilfe! Wir wollen weg von dieser Welt ohne Natur und ohne Frieden.
Mary: Alles blöd hier.
Klaus: Punkt.
Die drei verfallen in Schweigen. So wie jeden Abend. Wie lange werden sie das noch aushalten?
2. Akt: Im Keller
Auf einmal klopft es laut an der Tür. Mary, Klaus und Tilda erschrecken sich.
Tilda: Oh Gott, wer ist das?
Mary: Psst, seid leise. Das ist “Genesis”.
Klaus: Was wollen die von uns?
Mary: Los, ihr wisst, was zu tun ist. Alle Kissen an die Wand! Ganz leise. Und dann unter die Tische.
Tilda (stößt sich): Ach verdammt, tut mir leid.
Es klopft erneut. Stimmen sind an der Tür zu hören. Die drei verhalten sich mucksmäuschenstill. Irgendwann verstummt das Klopfen.
Klaus: Uff, das war mal wieder knapp.
Tilda: Ob mal wieder etwas passiert ist?
Klaus: Wollen wir versuchen, die Nachrichten zu empfangen?
Klaus, Mary und Tilda fangen an, an einem Gerät herumzuwerkeln. Es wird an Knöpfen gedreht und mit Müh‘ und Not eine Antenne ausgerichtet. Nach einigen Sekunden setzt das Signal ein.
3. Akt: Im Keller
Eine Nachrichtensendung erscheint. Der Sprecher blickt mit stumpfen Augen in die Kamera. Alle versammeln sich gespannt.
Heinrich: Hallo und einen schönen guten Tag, liebe Damen und Herren. Hier sind die Nachrichten. Wie in jedem Jahr hat auch heute “Genesis” dreihundertfünfzig von dreihundertfünfzig Sitzen im Parlament gewonnen und stellt die Regierung. Das Wetter ist heiter bis wolkig.
Der Nachrichtensprecher erstarrt kurz. Zuerst denken die drei, der Empfang sei schlechter geworden, doch dann setzt der Sprecher wieder ein.
Heinrich (stockend): Und jetzt ein paar ehrliche Wort von mir persönlich. Wir werden von “Genesis” beherrscht! Es ist eine kompromisslose und grausame Diktatur. Und da ich das nun gesagt habe, werde ich Sie wohl morgen nicht mehr begrüßen können. Ich wünsche Ihnen alles Gute.
Das Bild wird erst krisselig, dann schwarz. Die drei Freunde schauen sich ungläubig an.
Klaus: Na gut. Da wurden wir jetzt doch einmal überrascht.
Die anderen beiden nicken und bleiben weiter sprachlos vor dem inzwischen erloschenen Fernseher sitzen.
Lektorat: LK