Ungleiche Zukunft

Ein Zeitreise-Bericht der Klasse FE21A am BSZ Grimma (Workshop 26. – 27. Juni 2023)

Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…

Im Jahr 2045 zeichnet sich in Deutschland große soziale Ungleichheit ab. Die Technologie hat immense Fortschritte gemacht, aber die Gesellschaft ist gespalten. Hologramm-Uhren ermöglichen es den Menschen, überall zu telefonieren, während Hologramme genutzt werden, um Termine wahrzunehmen, ohne physisch anwesend zu sein. Dadurch wird persönlicher Kontakt immer seltener.

Selbstfahrende Autos sind zu einem Symbol des Wohlstands geworden, die jedoch nur den Reichen und der Polizei zugänglich sind. Die Durchschnittsbevölkerung hingegen nutzt fliegende Züge als Hauptverkehrsmittel, um den Verkehrsproblemen auf den Straßen zu entgehen.

Die Schere zwischen Arm und Reich hat sich vergrößert, was zu wachsender Unzufriedenheit, Populismus und Demonstrationen führt. Viele Menschen leasen sich nun Gegenstände, da sie sich den Kauf nicht mehr leisten können. Es ist eine regelrechte Leasingkultur entstanden, während das eigene Vermögen schrumpft.

Die Ernährungsgewohnheiten haben sich ebenfalls verändert, da viele Menschen sich nur noch vegan oder vegetarisch ernähren, um Kosten zu sparen und für Fleisch kein Geld mehr haben. Es hat sich eine neue Esskultur entwickelt, in der Menschen vermehrt auf Insekten, wie Würmer, zurückgreifen und Grillen als Proteinquelle nutzen.

Inmitten dieser gespaltenen Gesellschaft gedeihen Verschwörungstheorien. Einige behaupten, dass die Regierung bewusst die Schere zwischen Arm und Reich vergrößert, um die Kontrolle über die Bevölkerung zu behalten. Das politische System steht vor großen Herausforderungen. Die Regierung muss Wege finden, um die wachsende Ungleichheit zu bekämpfen und die Bedürfnisse der Bevölkerung zu erfüllen. Gleichzeitig muss sie die Ängste und Sorgen der Menschen hinsichtlich der Technologie ernst nehmen und transparente Regulierungen einführen.


1. Akt: Ein Arztbesuch

 Handelnde Personen:  

  • Johanna  
  • Krankenschwester   
  • Dr. Bella – Ärztin   

Johanna ist zuhause. Sie fühlt sich nicht gut und ruft deshalb bei ihrer Ärztin an. Dazu nutzt sie ihre neue Paperwatch, eine Uhr, deren Name daher rührt, dass sie kaum dicker ist, als ein Blatt Papier. Mithilfe der Paperwatch können Termine wie Arztbesuche in holografischer Form von jedem beliebigen Ort aus durchgeführt werden. 

Johanna: Ich fühle mich heute echt miserabel. Wahrscheinlich sollte ich mich untersuchen lassen. Paperwatch! Ruf Dr. Bella an!

Paperwatch: Hallo Johanna! Bist du privat versichert? 

Johanna: Leider nicht.

Paperwatch: Das ist schlecht. Du musst leider in die Warteschleife. Reiche haben Vorrang. Dies kann einige Stunden dauern. 

Es vergehen mehrere Stunden, in denen Johanna mit Warteschleifen-Musik beschallt wird. Dann erscheint das Hologramm einer Krankenschwester.

Krankenschwester: Ich darf Sie nun zu Dr. Bella durchstellen.

Dr. Bella: Hallo, ich bin Dr. Bella. Was kann ich für Sie tun?

Johanna: Mir gehts nicht so gut. Ich habe Kopfschmerzen, mir kommen Seifenblasen aus den Ohren, und ich weiß nicht, was ich machen soll.

Dr. Bella: Wie ich sehe, hat Ihre Haut einen gelblichen Farbton angenommen. Ich denke, Sie haben den Blubber. Meine Kollegin stellt Ihnen das entsprechende Rezept aus.

Johanna: Vielen Dank. 

Paperwatch: Hallo Johanna! Warst du mit der Beratung von Dr. Bella zufrieden?

Johanna: Jeeein…

Paperwatch: Wunderbar. Dann werde ich nun dafür sorgen, dass dir das Rezept zugestellt wird. Es kommt eine Drohne bei dir vorbei, die dich mit Essen, Trinken und Medikamenten versorgen wird. Du darfst das Haus jetzt erst einmal nicht mehr verlassen. Gute Besserung!

Johanna: In Ordnung. Dankeschön.

Die Paperwatch schaltet sich alleine aus und Johanna denkt darüber nach, wie die Menschen vor 20-30 Jahren ohne sie zurechtgekommen sind.


2. Akt: Die Demonstration

 Handelnde Personen:  

  • Nino  
  • Ali  
  • Nachrichtensprecher  
  • Michael – Kanzler  
  • Selma – Ministerin  

Nino und Ali sitzen zuhause und unterhalten sich über die anstehenden politischen Großereignisse.

Nino: Heute sind ja wieder Wahlen. Und ich hoffe, diesmal wird es nicht wieder Michael. 

Ali: Nee, das hoffe ich auch.

Nino: Na, mal sehen, was sie in den Nachrichten sagen. 

Nino schaltet die Nachrichten ein.

Nachrichtensprecher: Liebe Bürgerinnen und Bürger. Er steht fest, dass Michael die Wahl zum Bundeskanzler erneut gewonnen hat. Die Wahlergebnisse der Elite waren eindeutig. Auch die Abstimmungsergebnisse der Unterschicht wurden mit einer Gewichtung von dreißig Prozent in das Gesamtergebnis miteinbezogen. Ein Hoch auf die digitalisierte Zukunft!

Ali (erzürnt): Das können wir uns nicht gefallen lassen. Auf die Straße, wir müssen für unsere Rechte demonstrieren!

Nino: Richtig so, denn auch unsere Stimme muss zählen. 

Ali: Genau, also dann, los geht’s.

Nino und Ali machen sich auf den Weg zur Demonstration am Rande der Wahlveranstaltung des neuen Bundeskanzlers.

Michael (begleitet von zahlreichen Buh-Rufen, Beschimpfungen und Pfiffen): Ich möchte mich erst mal bedanken für die zahlreichen Stimmen! Ich bitte um Sachlichkeit. Es gibt keinen Grund zur Unruhe, denn eine glänzende Zukunft erwartet uns. Meine Ministerin Selma wird Ihnen nun einen Einblick in unser Programm geben.

Selma: Unser erstes Vorhaben ist die Abschaffung der Wohnungsschlüssel. Künftig werden für alle Bürgerinnen und Bürger in diesem Land Netzhautscanner eingerichtet.

Menge (wütend): Wer soll sich das denn leisten können?

Selma: Zweitens werden die selbstfahrenden Autos nur noch per Leasing verfügbar sein. 

Menge: Unsinn!

Selma: Dafür bieten wir als Ersatz das 20-Euro-Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel an… 

Menge: Kein Mensch will das! 

Selma: Und gemeinsam wollen wir zu einem klugen und nachhaltigen Umgang mit neuen Technologien gelangen.

Michael: Also ist für jeden etwas dabei.

Menge: Das lassen wir uns nicht gefallen! Die Armen werden ärmer und die Reichen werden reicher!

Die Menge skandiert im Chor “Michael muss weg!”.


3. Akt: Im Hyperloop

 Handelnde Personen:  

  • Bela  
  • Saskia  
  • Fahrgast 1  
  • Fahrgäst 2  

Nach Feierabend diskutieren Bela und Saskia in der Metro ihre Pläne für das gemeinsame Abendessen.

Bela: Was hälst du davon, wenn wir heute Abend ins Steakhouse gehen?

Saskia: Das klingt wunderbar!

Bela: Ich hatte schon ewig kein Steak mehr. Mir läuft schon beim Gedanken daran das Wasser im Munde zusammen.

Umstehende Fahrgäste, die das das Gespräch belauscht haben, beginnen sich zu echauffieren.

Fahrgast 1: Was wollt ihr? Spinnt ihr? Die armen Tiere!

Fahrgast 2: Für euer Abendessen müssen Tiere dran glauben. Das wisst ihr schon, oder?

Bela (verärgert): Soll ich mich dafür entschuldigen, dass wir uns Fleisch leisten können? Wenn Sie das wirklich so berührt, kann ich Ihnen gerne ein Taschentuch anbieten.

Fahrgast 1 (wütend): Was für eine Unverschämtheit!

Saskia: Einmal alle paar Monate Fleisch anstatt des Gewürms, dass ihr Nahrung nennt, sollte nun wirklich kein Grund für Pöbeleien sein. 

Fahrgast 2 (die Faust schwingend): Das Gewürm seid ihr!

Im Waggon bricht eine Schlägerei aus.

Lektorat: DP