Pangea

Ein Zeitreise-Bericht der Klasse 8b am DPFA-Regenbogen-Gymnasium Zwenkau (29. – 30. Juni 2023)

Wir schreiben das Jahr 2045

Heute ist der 26.04.2045.

In den letzten 22 Jahren hat sich viel verändert.

Durch einige Erdbeben ist wieder der Ursprungskontinent Pangea entstanden. Frankfurt gilt als die Hauptstadt dieses neuen Riesen-Kontinents.

Deutschland bestimmt auf der politischen Weltbühne den Ton (bei der letzten Fußball-WM ist Deutschland leider wieder in der Gruppenphase rausgeflogen).

Demokratie und Parteien gibt es weiterhin. Durch die großen Umbrüche, die die Entstehung von Pangea verursacht hat, entstanden neue Parteien:

Die „Erste Generation“, die „Früher war alles besser“-Partei, „Rettet die Erde“, „Das Alte Gute“…

Außerdem gibt es momentan viele Demonstrationen, weil manche Menschen für härtere Landesgrenzen sind und manche für weichere.

Es gibt auch Demos von Leuten, die eine zu starke „Durchmischung der Kulturen“ befürchten und wieder zu einem Zustand zurück wollen, in dem ein jedes Land nur eine Kultur hatte (z. B. Deutschland die „deutsche“ Kultur). Wann das genau gewesen sein soll, kann aber niemand sagen.


Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…

1. Akt: Zuhause

 Handelnde Personen:  

  • Manuel – Vater  
  • Claus – Sohn  

Claus sitzt zuhause auf der Couch, da kommt sein Vater Manuel zur Tür herein.

Manuel (begeistert): Ich habe diesen Knoblauch gekauft und jetzt ein Anti-Alien-Serum reingespritzt. Hier!

Manuel reicht Claus eine Knoblauchzehe.

Manuel: Das wird bestimmt helfen! Tu dir das in die Tasche, gegen die Aliens!

Claus steckt die Knoblauchzehe ein.

Claus (vorsichtig): Aber… wie erkennt man eigentlich Aliens?

Manuel (stolz): Gute Frage, mein Sohn. Das erkennt man an den Augen! Die haben so eine durchsichtige Schicht vor den Augen. Die geht immer so auf und zu (macht mit den Händen Scheibenwischer-Bewegungen).

Claus (interessiert): Ach so! Ich habe gehört, man kann denen auch ein Zeichen geben, um sie zu erkennen!?

Manuel (begeistert): Genau, so mit der Hand! (macht ein kompliziertes Zeichen mit der Hand) Dann passiert das mit den Augen. Da muss man genau aufpassen!

Claus: Ich habe nämlich Angst vor meiner Geographie-Lehrerin.

Manuel (besorgt): Oh nein, ist sie etwa auch ein Alien?

Claus: Ja, sie zeigt einige Anzeichen. Sie sagt zum Beispiel, dass Pangea noch nicht immer gewesen ist.

Manuel (empört): Das stimmt aber nicht. Das weißt du auch, das habe ich dir schon erklärt. Pangea ist schon immer gewesen, auf dem Planeten, auf unserer Scheibe. Und von unten kommen die Aliens.

Claus: Sie sagt, dass die Erde rund ist.

Manuel: Das stimmt aber nicht, das habe ich dir doch gezeigt. Da musst du noch mal mit ihr drüber reden, das ist ein wichtiges Thema. Die Anderen müssen das auch verstehen. Du musst ihnen die Augen öffnen!

Claus: Okay, ich versuche es.

Manuel tätschelt liebevoll Claus’ Kopf. Er ist sehr stolz auf seinen Sohn.


2. Akt: Online-Unterricht

 Handelnde Personen:  

  • Frau Gaia – Lehrerin  
  • Björn – Schüler, nicht wirklich anwesend (hat Kamera aus)  
  • Claus – Schüler, Sohn von Manuel  
  • Susi – gelangweilte Schülerin  

Online-Unterricht. Wir sehen die Lehrerin Frau Gaia und einige Schüler und Schülerinnen, die als Avatare im virtuellen Klassenzimmer sitzen. Einer hat kein Gesicht, sondern nur eine Maske auf dem Körper.

Frau Gaia: Willkommen zum Online-Unterricht. Ich bitte euch, alle aufzustehen.

Alle stehen auf, nur der Maskierte nicht.

Frau Gaia: Mensch Björn, ich sehe dich gar nicht, wo bist du?

Der Maskierte meldet sich zu Wort.

Björn: Meine Kamera funktioniert irgendwie nicht…

Frau Gaia (verärgert): Man Björn, versuch doch wenigstens mal, sie anzumachen.

Björn (nörgelt): Es geht nicht, das klemmt.

Frau Gaia (resigniert): Naja, egal. Guten Tag allesamt.

Klasse: Guten Tag, Frau Gaia.

Frau Gaia: So, wir haben heute Geographie. Ich erzähle euch jetzt etwas über Pangea. Und zwar gab es früher kleinere Kontinente wie Asien, Europa, Afrika und so. Und dann gab es riesiges Erdbeben und die Kontinente sind dann wieder zusammengekommen.

Frau Gaia zeigt eine Grafik, die diesen Vorgang zeigt.

Frau Gaia: So ist unser toller Pangea-Kontinent entstanden. Wir fühlen uns als ein Land. Und Deutschland ist quasi das Hauptland. Aber Grenzen gibt es eigentlich keine mehr, weil wir alle zusammenleben.

Manche der Schüler*innen schlafen ein. Nur Claus ist hellwach.

Frau Gaia: Frankfurt ist, wie ihr wisst, die Hauptstadt. Hat noch jemand Fragen?

Claus (ruft rein): Das ist alles gelogen!

Frau Gaia: Aha, und woher hast du diese Informationen?

Claus (stolz): Von meinem Vater, Manuel.

Frau Gaia: Und woher hat er die Informationen?

Claus (wichtig): Aus dem Internet. Er ist Wissenschaftler.

Frau Gaia (rollt mit den Augen): Aha, und was für ein Wissenschaftler?

Claus: Alles Mögliche, aber auch Geographie.

Frau Gaia: Aha. Ich erzähle euch mal was. Also ich weiß das von meiner Familie, die hat das noch selbst miterlebt. Daher weiß ich aus erster Hand, dass es mal verschiedene Kontinente gab. Das ist ja, wie zu sagen, dass die Erde nicht rund ist.

Claus (triumphierend): Die Erde ist aber eine Scheibe, das wissen Sie.

Frau Gaia (langsam genervt): Und woher hast du jetzt auf einmal diese Information?

Claus: Von Manuel!

Frau Gaia: Okay. Hat er sich vielleicht mal Expertenmeinungen angehört?

Claus: Er IST Experte!

Frau Gaia: Okay, dann solltest du dir vielleicht mal von anderen Experten als deinem Vater Meinungen einholen.

Claus: Das sind alles Aliens, denen vertraue ich nicht.

Frau Gaia: Und woran machst du das fest, dass sie Aliens sind?

Claus: Es gibt da so einen Trick, den man machen kann. Soll ich das mal bei Ihnen probieren?

Frau Gaia (seufzt): Na los, Claus, mach schon.

Claus macht das geheime Handzeichen und starrt die Lehrerin an. Alle schweigen eine Weile, während Claus immer wieder das Handzeichen macht und Frau Gaia anstarrt. Die ist nicht beeindruckt.

Frau Gaia: Tja, das war wohl nichts. Naja. Somit beende ich den Online-Unterricht für heute. Ich hoffe, ihr habt was gelernt.

Klasse: Tschüss, Frau Gaia!

Die Avatare der Kinder verschwinden nacheinander, als letztes der von Claus, der die Lehrerin noch lange anstarrt. Ob er etwas in ihren Augen gesehen hat?


3. Akt: Parlamentssitzung

 Handelnde Personen:  

  • Herr Peter – Parlamentspräsident  
  • Herr Felix – Fraktionsvorsitzender von „Früher war alles besser“  
  • Herr Klaas – Fraktionsvorsitzender von „Kult des Kosmos“  
  • Frau Ricarda – Fraktionsvorsitzende von „Rettet die Erde“  

Im Parlament. Der Präsident eröffnet mit einem Hammerschlag die Sitzung.

Herr Peter: Willkommen zu unserer Parlamentssitzung. Die Partei „Früher war alles besser“ hat sich gewünscht, heute über die Landesgrenzen zu reden.

Herr Felix: Ja, da würde ich gerne direkt mal anschließen. Und zwar fordern wir zehn Meter breite und zehn Meter tiefe Gräben, die Deutschland umringen. So wollen wir Deutschland vor den Ausländern schützen. Denn diese zerstören unser Land, wir können ihnen nicht trauen.

Frau Ricarda: Nein, Stopp. Meine ganze Partei, „Rettet die Erde“, mich eingeschlossen, fordert, bei allem immer die Umwelt mit zu beachten. Denkt doch mal nach. Das geht doch überhaupt nicht, wenn wir da irgendwelche Gräben schaufeln. Was ist mit den Tieren, den Pflanzen, den Ökosystemen? Ganz abgesehen von den Folgen für die Menschen!

Herr Klaas: Also wir, die Partei „Kult des Kosmos“, sind für starke Grenzen. Die Gräben sind eine gute Idee.

Frau Ricarda: Wieso das?

Herr Klaas: Sonst kommen die Aliens nach Deutschland, und das geht überhaupt nicht.

Frau Ricarda (erstaunt): Die Aliens? (sarkastisch) Die können ruhig kommen, die tun ja niemandem etwas.

Herr Klaas (empört): Sie wollen Aliens mit Menschen mischen?

Herr Felix: Und Ausländern? (mit Erklär-Stimme) Stellen Sie sich doch mal vor, alle Deutschen würden nicht mehr Bratwurst, sondern Sushi essen. Was würde denn dann mit der Gesellschaft passieren?

Frau Ricarda: Na, nichts! (zuckt die Achseln)

Herr Felix: Wenn die Deutschen anfangen, sich wie Asiaten zu verhalten?

Herr Klaas: Oder noch schlimmer, wie Aliens!

Frau Ricarda (ignoriert Herrn Klaas): Aber es gab doch schon immer Restaurants, in denen nicht nur Bratwurst und „typisch deutsche“ Dinge verkauft wurden. Das tut doch niemandem weh!

Herr Felix (steht auf): Wir müssen die deutschen Traditionen schützen. Die deutschen Werte sind gut, sie waren immer gut, und das soll bitte schön so bleiben.

Frau Ricarda: Aber es bleibt doch auch so. Kontakt zu anderen Kulturen bereichert doch die eigene Kultur nur. Was soll denn Ihre sogenannte „deutsche“ Kultur sein? Das ist doch auch nur ein Mischmasch aus verschiedenen Kulturen.

Herr Felix (wütend): So ein Quatsch! Früher war Deutschland einfach deutsch!

Frau Ricarda (beruhigend): Also, früher gab es ja viele verschiedene Länder, die sogar auf verschiedenen Kontinenten waren. Trotzdem gab es immer Kontakt zwischen den…

Herr Klaas (unterbricht sie): Pangea gab es schon immer.

Frau Ricarda schüttelt fassungslos den Kopf.

Herr Peter (schlichtend): Ich denke, das führt hier zu nichts. Wir stimmen ab. Wer ist für die Gräben als Landesgrenzen?

Herr Felix und Herr Klaas melden sich.

Herr Peter: Wer ist dagegen?

Frau Ricarda meldet sich. Sie schaut sich verzweifelt um.

Frau Ricarda: Ganz klar, ich verlange eine Volksabstimmung! Die Menschen werden mir Recht geben.

Herr Peter: Also gut, dann machen wir eine Volksabstimmung. Die Sitzung ist beendet.

Alle stehen auf, Frau Ricarda geht kopfschüttelnd aus dem Raum. Ob sie die Gräben noch verhindern kann?