Ein Zeitreise-Bericht der 11. Klasse (BGY23GW) am BSZ Delitzsch
(Workshop 17. – 18. Oktober 2023)
12.10.2045
Liebes Tagebuch,
heute war ein Tag voller Kontraste und Gedanken. Die Unterwasser-Expedition brachte faszinierende neue Arten zum Vorschein, aber gleichzeitig machte die Sicht auf die Bedrohungen für bereits existierende Lebensformen mein Herz schwer. Die Faszination über die Weiten des Ozeans und die Möglichkeit, die er birgt, mischte sich mit der Sorge um die Balance der Natur.
In der Schule diskutierten wir begeistert über die neuesten Fortschritte in der KI-Technologie. Die Idee einer individuellen Lernreise, die an jeden Schüler und jede Schülerin angepasst ist, ist zweifellos spannend, aber ich kann nicht umhin, auch über die Schattenseiten des technologischen Fortschritts nachzudenken. Die jüngsten Entwicklungen der „Wissenskulte“ haben mir gezeigt, wie leicht es ist, von einer Vision der Zukunft abzudriften und in eine gefährliche Spaltung zu geraten.
Als ich durch die Straßen des Stadtzentrums ging, konnte ich die Unruhe in der Luft spüren. Es wird interessant sein, wie es hinsichtlich der Diskussionen und Demonstrationen weitergeht, aber auch, wie sich die Schule weiterentwickelt.
Das wars erstmal für heute.
Deine Maria
Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…
1. Akt: Marstag
Maria geht in einem Supermarkt einkaufen. Sie unterhält sich mit dem Kassierer über den anstehenden Marstag.
Maria: So, was brauche ich denn noch heute? Heute ist ja der Feiertag. Kaffee wäre ganz gut, und Deo kann man auch immer gebrauchen. Ah, Stifte nehme ich auch mal mit und Wasser.
Sie geht zur Kasse.
Maria: Guten Tag.
Ein Piepton ist zu hören.
Kassierer: Das war alles?
Maria: Ja, das war alles.
Roboter neben der Kasse (in monotoner Stimme): 20 Euro und 30 Cent.
Kassierer: Sie bekommen noch – da heute internationaler Marstag ist – einen Marsriegel.
Maria: Ach, das ist ja super, danke. Ich muss noch den Marskuchen backen. Was machen Sie denn heute an dem Feiertag?
Kassierer: Ach, wie immer, mit der Familie essen, quatschen, beisammen sein.
Maria: Ach super, ja, ich treffe mich auch noch mit meinen Freunden. Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag.
Maria verlässt den Laden.
2. Akt: bei der Maklerin im Tiefhaus
Maria sucht mit ihren Freundinnen eine WG. Angesichts der veränderten Umweltbedingungen ist das gar nicht mehr so einfach.
Frau Schulze (Maklerin setzt einen freundlichen Ton auf): Guten Morgen! Willkommen bei Makler Wissens Besser – wie können wir Ihnen weiterhelfen?
Maria: Wir wollen gerne eine WG gründen und würden dafür die neuen Tiefhäuser nutzen.
Frau Schulze: Tiefhäuser? Das ist eine sehr gute Wahl. Sie sehen, das Klima wird draußen immer schlechter – wir bauen nicht mehr in die Höhe, wir bauen in die Tiefe. Deswegen gehts nach unten, aber mit den Zahlen gehts nach oben. Sie brauchen dafür natürlich ein bisschen Eigenkapital, das ist Ihnen bewusst, oder? Aber wenn Sie schon hier sind, wissen Sie das natürlich. Was schwebt Ihnen denn da so vor?
Maria: Etwas mit Sonnenlicht und Sonnenenergie – die wollen wir nutzen.
Frau Schulze: Tatsächlich sind Tiefhäuser wärmer als normale Häuser. Da die Fenster gerade sind, kommt mehr direktes Sonnenlicht rein. Das ist im Winter natürlich viel besser. Im Sommer kann man alles abdecken und verdunkeln, damit es nicht so warm wird. Wie Sie hier sehen, gibt es schöne Glaskugeln, je nach Geschmack. Und was die Möbel betrifft, stellt sich natürlich die Frage ob mit oder ohne – das kommt auch aufs Budget an, ne?
Maria: Und unser Wasserstoffauto – wohin kommt das?
Frau Schulze: Entweder können Sie das draußen parken oder, wenn man ein bisschen mehr Geld hat, können wir unter die Erde gehen. Dann gibts einen eigenen Fahrstuhl für Ihr wasserstoffbetriebenes mit einem eigenen Parkplatz.
Maria: Ich hätte noch eine Frage zum Brandschutz – denn man ist ja unter der Erde und kommt nur mit Fahrstuhl raus, oder?
Frau Schulze: Wir sind da mittlerweile auf dem neuesten Stand der Technik – drücken Sie einfach einen Knopf, der in der Nähe ist, dann wird die Feuerwehr, die am nächsten ist, direkt informiert und kommt zu Ihnen. Wir haben natürlich auch eine Treppe für den Notfall, wie Sie mögen. Wie sieht es denn mit der Kinderplanung aus?
Maria: Ja, also wir gründen ja eine WG, vier Mädels. Das ist jetzt erstmal kein so großes Thema. Wie sieht es aus, gibt es Möglichkeiten Kinderzimmer anzubauen?
Frau Schulze: Wir haben da noch größere und teurere Häuser. Technologie ist ja mittlerweile so weit, dass die Kinder zuhause ihr Online-Scooling machen können – und das entwickelt sich ja alles stetig weiter. Aber möglich ist das alles, natürlich. Wir bleiben gespannt. Wars das dann mit Ihren Fragen?
Maria: Ja, das wars. Jetzt haben wir leider keine Zeit mehr, wir müssen noch zur Demo. Aber Sie können uns gerne einen Kostenvoranschlag schicken.
Frau Schulze: Gut, ich brauche noch Ihre Mail. Zu welcher Demonstration gehen Sie denn, wenn ich fragen darf?
Maria: Gegen die KIs und Lukas Müller.
Frau Schulze: Oh, vielleicht sehen wir uns ja da. Der Müller hat seine Chance gehabt, jetzt soll er mit seiner Regierung in den Ruhestand – sehe ich genauso. Na dann, alles klar, vielen Dank. Tschüss.
Sie verabschieden sich.
3. Akt: auf einer Demonstration gegen KIs
Auf dem Marktplatz treffen sich alle, um gemeinsam gegen die KI-Roboter zu demonstrieren, die viele Arbeitsplätze übernommen haben. Die Bevölkerung hat Angst um ihre Jobs. Man hört Rufe.
Demonstrierende: Stoppt die KI! Gegen Lukas Müller!
Person mit Megafon: Gebt mir ein K, gebt mir ein I – was heißt das?
Alle (rufen): KI!
Person mit Megafon: Und was ist das?
Alle: Unser Untergang!
Person mit Megafon: Genau! Stoppt die KI, sie werden uns unsere Arbeitsplätze wegnehmen! Stoppt Lukas Müller, er unterstützt das alles! Geht wählen! Wählt gegen die KI! Sonst sind wir bald abgeschafft! Zusammen sind wir stark!
Alle jubeln.