Ein Zeitreise-Bericht der Klasse 10/2 am Christian-Gottfried-Ehrenberg-Gymnasium in Delitzsch
(Workshop 16.-17. Mai 2024)
Wir schreiben das Jahr 2045
16.05.2045
Liebes Tagebuch,
heute morgen ging ich zum Arzt, um mir meine zweite Krebsimpfung abzuholen. Außerdem musste ich mir wieder Mikroplastik aus dem Körper pumpen lassen. Ich hasse Arztbesuche. Die Roboter-Ärzte sind so unpersönlich. Danach ging ich nachhause zu meinem Sohn, der Online-Unterricht in Medienkompetenzen hatte. Als sein Unterricht vorbei war, gingen wir zum 100. Geburtstag meiner Oma. Früher war solch ein Alter unmöglich, heute ist es peinlich, wenn man nicht einmal 90 wird. Bei meiner Oma gab es Ente, die im Labor gezüchtet wurde. Ich weiß immernoch nicht, was ich davon halten soll. Nicht alle wollten die Labor-Ente essen, da zurzeit viele komische Ernährungstrends die Runde machen. Auch in unserer Familie gibt es Pillenfresser und Lebensmittel-Antis. Aber das war nicht das Schlimmste. Der neue Trend, sich einfrieren zu lassen, wurde ebenfalls diskutiert. Onkel Alfred liegt schon auf Eis. Was soll ich von dieser Gegenwart halten?
Dein Rob
Ein Tag im Jahr 2045…
1. Akt: Ein Arztbesuch
Herr Müller sitzt im Wartezimmer einer Praxis. Roboter-Krankenschwestern bewegen sich durch die Praxis und kümmern sich um die Patienten.
Roboter-Krankenschwester: Herr Müller, bitte.
Herr Müller: Ja.
Roboter-Krankenschwester: Was kann ich für Sie tun?
Herr Müller: Ich habe Schmerzen im kleinen Finger.
Roboter-Krankenschwester: Das schauen wir uns mal an. Ich sehe gerade, Sie bräuchten auch eine Auffrischung Ihrer Krebsimpfung.
Herr Müller: Ja, das können wir auch direkt machen.
Die Krankenschwester verabreicht ihm eine Spritze.
Roboter-Krankenschwester: Es kann sein, dass Ihr Arm für ein paar Tage taub sein wird. Das ist ganz normal. Gegen Ihre Schmerzen würde ich unser neuestes Mittel empfehlen. Das können Sie sich an diesem Automat dort abholen. Hier noch ein Unterschrift.
Herr Müller unterschreibt digital und holt sich das Medikament aus dem Automaten.
2. Akt: In der Schule
Der Schulunterricht wird von Robotern geleitet. Im Geschichtsunterricht behandeln die Schülerinnen und Schüler die Corona-Pandemie.
Lehrerbot: Heute geht es um Corona. Wer kann sich denn an die relevanten Jahreszahlen erinnern?
Schüler: Das war 2016/17.
Schülerin: Nein, das stimmt nicht!
Lehrerbot: Wie lautet die richtige Antwort?
Schülerin: Das war von 2019 bis 2022.
Lehrerbot: Das ist korrekt. Ruhe dahinten. Welche Maßnahmen wurden gegen Corona erhoben?
Schüler: Ich weiß, dass die Leute Masken getragen haben.
Schülerin: Impfungen?
Lehrerbot: Richtig. Wer weiß, von welchem Land aus sich das Coronavirus ausgebreitet hat?
Schülerin: China!
Schüler: Was ist denn China?
Schüler: Ein Land eben. Das gibt es heute nicht mehr.
3. Akt: Omas Hundertster
Die Familie ist zusammengekommen, um Omas 100. Geburtstag zu feiern. Anwesend ist auch Onkel Alfred, wenn auch nicht bewusst. Denn er ist für eine lebensverlängernde Nachfrage eingefroren worden.
Enkel: Hallo Oma! Alles Gute zum 100. Geburtstag!
Enkelin: Alles Gute, Oma!
Oma: Danke, meine Kinder. Nun setzt euch aber mal. Heute gibt es Labor-Ente.
Enkelin: Ich bin aber doch auf Pillen-Diät, Oma.
Enkel: Und ich nehme nur noch feste Nahrung zu mir, die nicht dicker als fünf Milimeter ist. Also eigentlich nur noch Blätter.
Tante: Was für ein Unsinn, Kinder. Esst doch mal was richtiges!
Enkelin: Wo ist das Problem? Mit dem Einfrieren seid ihr doch auch alle okay. Schaut euch mal Onkel Alfred in seinem Gefriertank an. Der bekommt doch gar nichts mehr mit.
Vater: Da haben sie nicht ganz Unrecht.
Mutter: Ach was, das ist doch etwas völlig anderes. Überhaupt nicht vergleichbar mit dem Irsinn dieser neuen Ernährungstrends!
Opa: Habt ihr denn schon gewählt?
Enkel: Nee, quatsch.
Enkelin: Ich schon. Es geht immerhin um die Demokratie.
Enkel: Demokratie. So ein Blödsinn.