Ein Zeitreise-Bericht der Klasse FE 22 am BSZ Grimma (Workshop 10.-11. Juni 2024)
Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…
Heute habe ich das erste Mal unser selbstfahrendes Elektroauto auf die Reise geschickt, um meine Eltern abzuholen. In der Schule gibt es jetzt verschiedene digitale Klassenräume, in denen Schüler weltweit gemeinsam lernen können und untereinander vernetzt sind. Die Gesundheits-Apps überwachen jetzt kontinuierlich meine Vitalwerte und vernetzen mich sofort, wenn nötig, mit meinem Arzt. Unsere Städte sind nun fast vollständig von autonomen Systemen verwaltet, die Abfallversorgung, Verkehrssteuerung und Energieverteilung optimieren.
Virtuelle Realität hat neue Dimensionen erreicht. Ich habe heute an einer VR-Konferenz teilgenommen, die sich genauso real anfühlte wie ein physisches Treffen. Aufgrund der enormen Digitalisierung gibt es kaum noch wirkliche Treffen mit Menschen, was ich wirklich vermisse. In unserer Stadt wurde das erste „Zero Waste“-Einkaufszentrum eröffnet, in dem alle Produkte recycelbar sind.
1. Akt: In der Küche und im Klassenzimmer
Mutter und Tochter sind gemeinsam in einer modernen Küche mit einem großen Fenster, das Tageslicht hereinlässt. Ein Esstisch steht in der Mitte, die Küchenplatte ist ordentlich und sauber. Manuela steht an der Küchenplatte, schnippelt Gemüse und schaut parallel auf ihr Tablet.
Manuela: Vicky, komm mal her. Ich habe dir dein Essen für die Schule vorbereitet.
Vicky (schaut von ihrem Tablet auf): Aber ich kann doch auch zuhause bleiben. Ich habe gleich Erdkunde!
Manuela (seufzt): Aber das geht doch nicht. Ich muss gleich los zur Arbeit. Und ich kann dich nicht allein zuhause lassen.
Vicky (murrt): Na gut. Ich habe zwar keine Lust, aber dann geh ich in die Schule.
Manuela (lächelt aufmunternd): Komm, so schlimm ist es nicht. Wir sehen uns heute Abend!
Vicky: Aber Mama, ich finde es zuhause viel gemütlicher. Und ich kann in meinem eigenen Tempo lernen. Warum muss ich überhaupt in die Schule gehen?
Manuela (dreht sich zu Vicky um): Es ist wichtig, dass du nicht nur allein lernst, sondern auch gemeinsam mit anderen.
Vicky (nickt widerwillig): Ja, ich weiß. Aber manchmal finde ich es langweilig, wenn die anderen etwas nicht verstehen und wir alles nochmal durchkauen müssen.
Manuela: Das kann ich verstehen. Heute gehst du trotzdem, okay?
Vicky (seufzt): Na gut …
Manuela sammelt hektisch ihre Sachen zusammen, wirft diese in ihre Handtasche und verlässt das Haus. Vicky macht sich langsam fertig für die Schule.
Szenenwechsel ins Klassenzimmer. Die Schüler sitzen an ihren Plätzen mit VR-Brillen und Tablets. Frau Po steht vor einer digitalen Tafel.
Frau Po: So, liebe Kinder. Ich habe gesehen, dass ihr alle angemeldet seid mit euren VR-Brillen. Dann würde ich gern bald anfangen.
Alle Schüler starren mit ihren VR-Brillen auf die Tafel, sie bewegen ihre Finger simultan.
Frau Po: Ihr öffnet jetzt mal bitte die Datei mit dem Namen „Wahlen 2050“. Dort findet ihr die Wahlprogramme der verschiedenen Parteien. 2050 dürft ihr ja dann auch mitwählen, und dann ist es wichtig, sich zu informieren.
Juli (skeptisch): Ist das nicht eh alles das gleiche?
Frau Po (schüttelt den Kopf): Nein, schaut doch. Hier sind zum Beispiel zwei Parteien, die die VR-Brillen befürworten. Hier findet ihr aber auch eine, die dagegen ist.
Einige Minuten vergehen, während die Schüler die Dateien durchgehen.
Frau Po: Wir schließen jetzt bitte alles und nehmen einmal unsere VR-Brillen ab. Die könnt ihr heute mit nach Hause nehmen, dort sollt ihr auch reinschauen, bitte. Redet auch mit euren Eltern darüber.
Juli (zu Lucas): Ey, Lucas, wie fandest du den Unterricht heute?
Lucas (begeistert): Echt cool! Ich finde es spannend, wie die verschiedenen Parteien mit der Technologie umgehen wollen. Und dass wir das alles über VR machen können, ist einfach genial!
Juli (zweifelnd): Ja, aber manchmal vermisse ich es, einfach mit Leuten direkt zu reden.
Lucas (denkt nach): Stimmt, da hast du recht. Vielleicht sollten wir uns mehr ohne die Brillen treffen. Aber die VR-Brillen sind auch eine gute Möglichkeit, um mit Menschen weltweit in Kontakt zu treten. Schau, meinen Freund Cihan hätte ich sonst nie kennengelernt und gerade sprechen wir jeden Tag!
Juli: Stimmt, wahrscheinlich müssen wir einfach schauen, dass wir weiter über die Vor- und Nachteile zum Beispiel der VR-Brillen nachdenken. Abschaffen kann man sie eh nicht mehr. Aber manchmal wünsche ich mir einfach, dass wir sie nicht die ganze Zeit benutzen.
Lucas (nickt): Das kann ich voll verstehen!
2. Akt: Auf der Straße
Eine belebte Straße in der Stadt. Menschen marschieren mit Plakaten, auf denen Slogans gegen neue Technologien stehen. Ceren, eine leidenschaftliche Demonstrantin und Anführerin, steht auf einer improvisierten Bühne und spricht zu den Menschen. Consti, ebenfalls Demonstrant, hält ein großes Plakat. Clara, eine Journalistin, versucht, ein Interview zu führen.
Clara (nähert sich mit einem Mikrofon): Kann ich Ihnen eine Frage stellen?
Consti (winkt abweisend): Weg, wir wollen die Presse nicht hier.
Clara (beharrlich): Aber was machen Sie hier? Warum sind Sie gegen VR-Brillen?
Ceren (macht einen Schritt nach vorne): Sehen Sie sich die Leute doch mal an. Die anderen haben doch gar keinen Plan mehr. Die wissen doch nicht einmal, wie ein Baum aussieht!
Clara: Naja, so würde ich das jetzt nicht sehen.
Consti (aggressiv): Hey, Kamera aus jetzt hier!
Clara (besänftigend): Man kann sich doch so gut vernetzen. Wir leben in einer Demokratie. Und außerdem können Sie doch die anderen Parteien wählen!
Ceren nimmt das Mikrofon und spricht zu der Menge.
Ceren (leidenschaftlich): Genau das ist unser Punkt! Wir wollen echte Demokratie, echte Begegnungen! Technologie darf uns nicht unsere Menschlichkeit nehmen!
Die Menge skandiert laut: „Keine Maschinen, sondern Menschen! Keine Maschinen, sondern Menschen!“
Clara: Aber was ist mit den Vorteilen der Technologie? Die Gesundheits-Apps, die VR-Konferenzen, die Müllverwertung?
Ceren: Diese Dinge sind gut, aber sie dürfen nicht die Kontrolle über unser Leben übernehmen. Wir müssen entscheiden, wann und wie wir sie nutzen. Es geht um unsere Freiheit!
Clara: Ich verstehe. Vielleicht ist ein Mittelweg der Schlüssel.
Ceren: Vor allem müssen wir sicherstellen, dass wir diesen Weg selbst wählen und er nicht von Maschinen diktiert wird.
Die Szene endet mit der demonstrierenden Menge, während Clara nachdenklich zur Kamera spricht.
Clara: Die Menschen hier kämpfen für eine Balance zwischen Technologie und Menschlichkeit. In einer Welt, die immer digitaler wird, ist dies eine wichtige Botschaft. Bleiben Sie dran für weitere Berichte.
Redaktion: li/nrw