Ein Zeitreisebericht einer 10. Klasse des BIP Kreativitätsgymnasiums Leipzig vom 28. bis 29. August 2024
Tagebucheintrag: 28.08.2045
Vor fast genau drei Jahren begann der Dritte Weltkrieg.
Auslöser war ein globaler Streit um die Verteilung von Land auf dem Mars – niemand konnte sich einigen, wer wie viel Anspruch auf die Marsgebiete hat. Der extreme Klimawandel hat zur Knappheit an lebenswichtigen Ressourcen geführt, was ebenfalls zum Krieg beiträgt. Die Zerstörung durch den Krieg und den Einsatz von Atomwaffen hat unsere Umwelt zusätzlich schwer beschädigt.
Momentan befinde ich mich in Deutschland, wo nach einer rechtsextremen Regierung nun das Militär die Macht übernommen hat. Um dieser Lage zu entkommen, versuche ich ein Ticket zum Mars zu ergattern. Doch der Wunsch, ein neues Leben auf dem Mars zu beginnen, ist weit verbreitet, und viele stehen auf der Warteliste. Eine bedeutende Neuerung im Wahlsystem namens >Voty< hat es ermöglicht, dass sich mehr Menschen politisch engagieren und ihre Stimme einbringen können.
Es kursieren jedoch auch Gerüchte und Verschwörungstheorien: Manche glauben, dass die Reisenden zum Mars in Wahrheit exekutiert werden. Die Unternehmen, die am meisten von Krieg und Marsbesiedlung profitieren, sind Biosense und MarsPioneer. MarsPioneer baut und betreibt die Infrastruktur auf dem Mars, während Biosense ein bedeutender Investor und Sponsor des Unternehmens ist. Biosense produziert Biosensoren, die den Gesundheitszustand der Träger überwachen und bei Krankheitssymptomen Alarm schlagen.
In dieser instabilen Welt bleibt die Hoffnung auf ein neues Leben – fern von den Konflikten auf der Erde.
Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…
1. Akt: Geburtstag
Lotte, das Geburtstagskind, sitzt auf einer alten Holzkiste, ihre Kleidung ist abgenutzt. Paulina und Lisa, zwei Freunde, stehen vor ihr, mit kleinen Geschenken in den Händen.
Paulina (flüstert aufgeregt): Du kannst deine Augen jetzt aufmachen.
Alle: Überraschung!
Lotte (lächelt zaghaft): Hallo… danke euch!
Paulina (hält ein kleines Buch hoch, der Einband ist zerfleddert): Guck mal, das hab ich bei uns im Bunker gefunden. Ich weiß ja, wie sehr du alte Bücher magst.
Lotte: Oh, danke! Das ist total lieb von dir.
Lisa (hält einen Stift hoch): Auch von mir alles Gute, Lotte! Ich hab dir einen Stift mitgebracht. Weil du so gern schreibst… fand ich passend.
Lotte: Danke euch beiden. Das ist wirklich schön.
Lottes Papa tritt aus dem Schatten, hält ein einfaches, aber wertvolles Lederarmband in der Hand.
Papa (leise und bewegt): Weißt du, es ist einfach hart zu sehen, wie unglaublich schnell du groß wirst. Zwölf Jahre… Deine Mutter wäre unglaublich stolz auf dich. Sie hat mir gesagt, ich soll dir das hier geben, wenn du bereit bist.
Er legt ihr das Armband ums Handgelenk. Lotte schaut es bewundernd an und nickt dankbar.
Lotte: Danke, Papa. Ich werde gut darauf aufpassen.
Ein Alarm erklingt in der Ferne, ein Hinweis auf die angespannte Welt außerhalb des Bunkers.
2. Akt: Auf dem Mars
Solace, die Schichtleiterin für Arbeiten auf dem Mars, sitzt vor einem großen Monitor. Hans di Angelo, der Bauleiter, und Joschua, der Kommunikationsbeauftragte, stehen daneben, beide in grauen Arbeitsanzügen.
Solace (genervt): Hey, schön, dass du es geschafft hast. Wie läuft’s bei dir, Hans?
Hans: Es ist… schwierig. Der Mars ist kein Ferienort, und trotzdem bestehen sie auf einem Swimmingpool und einer Golfanlage. Es ist lächerlich.
Joschua (grimmig lächelnd): Und die Ansprüche werden nur höher. Es ist, als ob sie nicht verstehen, dass wir jeden Stein hierher transportieren müssen.
Hans (verärgert): Apropos Steine – die Lieferungen von der Erde bleiben aus. Inzwischen wird in fast jedem Land auf der Erde gekämpft.
Solace: Wir haben gerade so genug Nahrungsmittel für die Arbeiter hier. Wenn wir bald neue Einwanderer unterbringen müssen… wie sollen wir sie versorgen?
Hans: Was ist mit dem Gewächshaus? Könnten wir es ausbauen?
Joschua: Die Materialien reichen nicht mal für die Unterkünfte. Am besten konzentrieren wir uns darauf, dass die Arbeiter halbwegs zufrieden bleiben.
Kurze Stille, alle blicken ausdruckslos in die Ferne. Der Blick schweift über das Marsland, wo ferne Protesthologramme auf dem staubigen Horizont sichtbar flackern.
Solace (dringlich): Wir dürfen nicht vergessen, dass draußen immer noch Proteste gegen das Marsprojekt stattfinden. Man glaubt, wir planen, die Menschen einfach loszuwerden… oder schlimmer.
Joschua: Ich war letztens auf einer Konferenz auf der Erde. Da gab es massive Proteste gegen uns Marsleute. Sie denken wirklich, wir würden sie vernichten.
Hans (schüttelt den Kopf): Sie haben keine Ahnung, wie schwer das alles ist. Sie denken, wir leben hier im Luxus. Dabei wissen sie nicht mal, wie es auf der Erde aussieht.
Ein Notfallsignal ertönt. Alle blicken alarmiert zur Seite.
Solace: Mist… Unfall bei den Arbeitern. Ich muss hin.
Solace verlässt eilig den Raum.
3. Akt: Erinnerung und Gespräche über die Vergangenheit
Im Bunker sitzen Lotte und Paulina nebeneinander auf einer Bank. Lotte hat ein altes Buch in der Hand und liest aufmerksam. Das Geräusch von Generatoren brummt leise im Hintergrund.
Paulina: Und? Wie ist das Buch?
Lotte: Echt gut. Ich hätte nie gedacht, dass die Welt vor 30 Jahren so anders beschrieben wurde. Kein Krieg… und sie reden von Urlaub, ohne sich Sorgen machen zu müssen.
Paulina (nachdenklich): Ja, und damals… sie haben sich um CO₂-Ausstoß gekümmert, als wäre das das größte Problem. Es klingt fast… surreal, oder?
Lotte (nickt): Ich hätte nie gedacht, dass es so schnell so anders wird. Damals hätte man sich einfach ins Auto gesetzt und wäre irgendwohin gefahren.
Paulina: Ja… das ist vorbei. Heute… das, was wir haben, versuchen wir zu beschützen. Aber wenn ich daran denke, was unsere Eltern erzählt haben… wie man sorglos leben konnte.
Lotte legt das Buch zur Seite und schaut Paulina ernst an.
Lotte: Aber vielleicht… wenn wir den Mars erreichen, gibt es noch Hoffnung. Einen Ort, an dem wir wirklich frei leben können.
Paulina (zögernd): Manchmal frage ich mich… was, wenn die Gerüchte wahr sind? Was, wenn sie uns dort einfach loswerden wollen?
Lotte: Dann haben wir wenigstens etwas versucht. Hier bleiben… das ist keine Option mehr.
Redaktion: SM/nrw