Alles ist verloren

Ein Zeitreise-Bericht einer 11. Klasse (BGY24G1) am BSZ Delitzsch (Workshop 22.-23. Oktober 2024)

Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…

Liebes Tagebuch,

als ich heute Morgen aufgewacht bin, wurde mir wieder einmal bewusst, wie teuer alles geworden ist. Tierprodukte wie Fleisch und Eier sind kaum noch zu finden, und wenn, dann zu horrenden Preisen. Auch Obst und Gemüse kann ich mir als einfache Kellnerin nicht mehr leisten. Deshalb muss ich auf günstigere Alternativen wie Toastbrot und Nudeln zurückgreifen, das habe ich alles gestern gekauft. Natürlich weiß ich, wie ungesund meine Ernährung momentan ist, aber aufgrund der aktuellen Inflation habe ich keine andere Wahl.

Dazu kommt, dass es nur noch Selbstbedienungskassen gibt. Das finde ich sehr schade, da ich den persönlichen Kontakt mit Menschen vermisse. Eigentlich war ich immer ein sozialer Mensch, doch in letzter Zeit fällt es mir schwer, neue Kontakte und Freundschaften zu knüpfen, da inzwischen fast alle abhängig von Social Media sind. Es geht nur noch darum, gut auszusehen und möglichst viele Follower zu haben. Sobald ich mehr Geld habe, werde ich mir einen Roboter kaufen, damit ich jemanden habe, der mir Gesellschaft leisten kann. Jetzt, wo ich das alles aufschreibe, wird mir klar, wie surreal das vor ein paar Jahren noch gewesen wäre.

Vor zwei Jahrzehnten wurde der Klimawandel nicht ernst genug genommen, und es wurde nicht ausreichend gehandelt, um ihn zu stoppen. Jetzt spüre ich die drastischen Veränderungen: Nicht einmal mehr Autos fahren auf den Straßen. Zwar gibt es Elektroautos, aber sie sind selten und für viele unerschwinglich. Ich persönlich bin kein Fan von diesen Dingern, da sie mir zu unsicher und unzureichend getestet erscheinen.

Ich sehne mich nach meiner alten Welt zurück, in der alles noch in Ordnung war. Hätten sich die Gesellschaft und die Lebensbedingungen anders entwickelt, wäre das Leben für mich und für viele andere keine solche Plage. Deshalb möchte ich unter solchen Umständen keine eigenen Kinder dieser Welt aussetzen. Es geht eh alles den Bach runter, die Bevölkerung in vielen Ländern nimmt rapide ab. Es gibt wenig junge dafür viele alte Menschen, unsere Spezies stirbt langsam aus.

Ach ja, ich möchte mich natürlich nicht nur beschweren – aber du weißt ja selbst, wie schwierig es momentan ist, besonders gesellschaftlich. Was hältst du davon, wie sich alles entwickelt hat? Etwas, das ich mir damals niemals hätte vorstellen können, ist, dass viele Gegenden durch Überschwemmungen verschwunden sind und nun nicht mehr existieren. Zum Beispiel Georgia, North und South Carolina, ganze Länder wie Kuba, Bangladesch, Holland oder Dänemark.

Ich wünsche mir einfach etwas mehr Menschlichkeit und mehr kommunikativen Umgang zurück. Für heute habe ich aber genug geschrieben und mich beklagt. Ich wollte einfach mal mit jemandem reden und meinen Gefühlen freien Lauf lassen. Das kann ich nur bei Dir. Tatsächlich fühle ich mich jetzt besser. Danke fürs Zuhören, bis bald, mein liebes Tagebuch.


Akt 1: Schule

 Handelnde Personen:  

  • Amanda– Schülerin  
  • Anna – Schülerin, Amandas Schwester  
  • Maddison – Mutter  
  • Chloe – Lehrerin  

Wir befinden uns in einem Klassenzimmer. Es ist hell und modern eingerichtet mit holografischen Projektoren an der Wand, die gerade ein Gedicht aus dem Jahr 2024 anzeigen. Die Schüler sitzen auf Hover-Stühlen, die leicht im Raum schweben, während Chloe, die Lehrerin, an ihrem Pult steht und in das Thema des Tages einführt.

Chloe: Schönen guten Tag, heute werden wir uns mit Lyrik beschäftigen. Dafür reisen wir zwanzig Jahre in die Vergangenheit, ins Jahr 2024. Habt ihr euch schon das Arbeitsblatt dazu angeschaut?

Amanda (blättert gelangweilt durch ihr holografisches Tablet): Ja, aber ehrlich gesagt ist das Gedicht ein bisschen… naja, altmodisch.

Anna (schaut plötzlich auf ihr Tablet und reißt die Augen auf): Leute! Sabrina Lexington ist gerade im Café nebenan! Sie hat es gepostet, seht mal hier! 

Amanda und ihre Freundin beugen sich aufgeregt zu Annas Tablet und werfen einen Blick auf das Bild der Influencerin im Café.

Chloe (seufzt): Ihr wollt doch nicht etwa…?

Maddison (zögert kurz, blickt zu Chloe, und dann zu den anderen): Aber, Frau Müller, das ist Sabrina_Lexington! Sie hat über 15 Millionen Follower! Wenn wir ein Selfie mit ihr posten könnten…

Chloe (schüttelt den Kopf und lächelt leicht): Nun gut, ich kann euch wohl kaum aufhalten. Aber denkt daran, dass Gedichte vielleicht genauso viel Aufmerksamkeit verdienen wie… naja, Selfies.

Die drei Schülerinnen springen von ihren Hover-Stühlen auf und machen sich hektisch auf den Weg zum Ausgang, die Augen glänzen voller Aufregung.

Chloe (leise zu sich selbst, als die Tür sich schließt und sie allein zurückbleibt): Tja, scheinbar hat die Lyrik gegen Sabrina_Lexington heute wohl keine Chance.

Traurig packt sie ihre Unterrichtsmaterialien zusammen und verlässt den Klassenraum. Sie macht sich sorgen um ihren Job. Diese eine Klasse, ist die letzte, die sie noch in der Schule unterrichtet. 


2. Akt: Auf der Straße  

 Handelnde Personen:  

  • Sabrina Lexington – Influencerin  
  • Clara – Fangirl  
  • Sara – Fangirl  
  • Ruth – Fangirl  

Man sieht eine lebhafte Straße in der Stadt, moderne Gebäude und Geschäfte mit holografischen Werbeschildern im Hintergrund. Die Luft ist erfüllt von Stimmen und leichten elektrischen Summgeräuschen, als Drohnen Pakete ausliefern und kleine Hover-Busse vorbeiflitzen. Sabrina_Lexington, die Influencerin, steht vor einem angesagten Café und switcht gerade auf ihrem Tablet herum. 

Clara, Sara und Ruth entdecken Sabrina und kommen eilig auf sie zugestürmt.

Clara (schlägt die Hände vors Gesicht und flüstert): Oh mein Gott, das ist wirklich sie! Sabrina_Lexington!

Sara (sieht zu Clara, dann zu Sabrina, und ruft): Sabrina! Sabrina_Lexington, dürfen wir ein Selfie mit dir machen?

Sabrina_Lexington (blickt von ihrem Tablet auf, lächelt strahlend und posiert sofort): Natürlich, Mädels! Immer bereit für euch!

Die drei Freundinnen rücken nah an Sabrina heran, während Clara ihr Tablet hochhält und das Bild schießt. Alle lächeln glücklich in die Kamera.

Ruth (aufgeregt, nachdem das Foto gemacht wurde): Sabrina, kannst du uns bitte auch auf dem Bild taggen?

Sabrina_Lexington (lacht und tippt schnell auf ihrem Tablet): Klar, gibt mit mal eure Handles.

Clara (flüstert zu Sara): Ich glaub’s nicht, jetzt sind wir offiziell auf ihrem Profil! Das wird der Wahnsinn an der Schule!

Sara (lacht): Ich wette, das wird hundert Likes in der ersten Minute kriegen.

Sabrina_Lexington (zwinkert ihnen zu und hebt ihre Hand zum Abschied): Macht’s gut, Mädels. Immer schön liken und teilen!

Die drei Freundinnen winken ihr begeistert hinterher, während Sabrina sich lächelnd wieder auf ihr Tablet konzentriert und in der Menge verschwindet.


3. Akt: Eine Wohnung in Florida 

 Handelnde Personen:  

  • Ashley – Studentin  
  • Spencer – arbeitet bei H&M  
  • Ruby – Studentin  
  • Anna – Mitbewohnerin  

Vier Menschen sitzen in einer gemütlichen WG in Florida zusammen. Die vier Mitbewohnerinnen sitzen in ihrem kleinen Wohnzimmer – ein Raum voller Bücher, Polster und ein paar Poster an der Wand. Ruby und Ashley chillen entspannt auf der Couch, während Spencer am Tisch sitzt und an einer Tasse Kaffee nippt. Anna steht in der offenen Küche und kramt im Kühlschrank.

Ashley (schaut in die Runde): Leute, habt ihr schon mal über künstliche Befruchtung nachgedacht? Also… irgendwann später im Leben?

Spencer (hebt eine Augenbraue und lehnt sich zurück): Ne, ehrlich gesagt, noch nicht. Warum, denkst du schon darüber nach?

Ashley: Naja, irgendwie schon. Man hört ja inzwischen so viel darüber, dass man sich sogar bestimmte Merkmale aussuchen kann…Zum Beispiel das Aussehen des Kindes oder sogar die Charakterzüge.

Ruby (neugierig): Also ich finde das total faszinierend. Stell dir vor, du könntest bestimmen, dass dein Kind besonders musikalisch ist oder grüne Augen hat.

Anna (aus der Küche): Oder ein mega Sporttalent wird! Aber ist das nicht auch ein bisschen unheimlich? Irgendwie…nicht natürlich.

Spencer (lächelnd): Stimmt, es hat schon was von Science-Fiction. Aber andererseits – wenn’s möglich ist und es Menschen glücklich macht, warum nicht?

Ruby: Klar, und denk mal an die Paare, die auf natürlichem Weg keine Kinder bekommen können. Ich finde, es hat echt nur Vorteile.

Ashley: Naja, ich würde es mir zumindest offenhalten. Ich meine, wer weiß, was die Zukunft bringt.

Anna (sieht vom Kühlschrank auf): Apropos Zukunft – habt ihr das von dem Unwetter gehört, das angeblich auf uns zukommen soll? Man sagt, es soll heftig werden.

Spencer (winkt ab): Ach, das ist doch bestimmt nur Panikmache. Die übertreiben doch immer.

Als die schrillen Alarmtöne das Zimmer erfüllen, zucken die Mitbewohnerinnen zusammen und greifen hastig nach ihren Handys. Die Bildschirme leuchten mit der Nachricht einer offiziellen Notfallwarnung.

Ashley (blickt fassungslos auf): Oh nein, das ist wirklich ernst! Die Sturmwarnung gilt schon ab jetzt! Wir müssen sofort hier raus!

Ruby (schaut hektisch umher): Was sollen wir nur mitnehmen? Hat jemand eine Notfalltasche?

Anna (hastig ihre Jacke überziehend): Vergiss die großen Sachen, schnappt euch nur das Nötigste – Handy, Wasser, Taschenlampe. Wir haben keine Zeit zu verlieren!

Spencer (nach ihrer Tasche greifend): Und nicht das Ladegerät vergessen, wir brauchen die Handys für Updates!

Die vier schauen sich ein letztes Mal um, bevor sie in Eile die nötigsten Dinge packen. Mit einem letzten Blick zurück verlassen sie die Wohnung und treten hinaus. Es kracht, blitzt, Fluten von Wasser brechen durch die Straßen, die Menschen kreischen.