Ein Zeitreise-Bericht einer 11. Klasse (BGY24G1) am BSZ Delitzsch (Workshop 22.-23. Oktober 2024)
Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…
Hallo liebes Tagebuch,
heute bin ich um 9 Uhr aufgestanden und es war wie immer einfach perfekt. Ich bin so glücklich, in einer zivilisierten und endlich modernen Welt zu leben. Heute habe ich mich mit meinem besten Freund noch einmal darüber unterhalten, wie es überhaupt dazu kam. Ich kann mich noch genau daran erinnern, als wäre es gestern gewesen – an den Umschwung von schlechter Lebensqualität hin zur meiner Meinung nach besten Gemeinschaft und Lebensqualität, die es je gab.
Nach dem Dritten Weltkrieg war die Zeit des Hungers und Elends schwer. Doch dank der künstlichen Intelligenz haben wir es geschafft, eine Wirtschaft zu erschaffen, in der es keine negativen Bedürfnisse mehr gibt. Nach dem verheerenden atomaren Weltkrieg besuchten Zeitreisende unsere kaputte Welt und brachten uns die notwendigen Ressourcen. So konnten wir eigenständig Geräte mit fortschrittlicher, selbstlernender künstlicher Intelligenz bauen, die sich von allein weiterentwickelten. Damals war die Zeit hart. Mittlerweile haben wir mit Hilfe von KI eine perfekte Gesellschaft geschaffen, in der man unter idealen Bedingungen nicht nur leicht überleben kann – auch das Thema Tod gehört sogar der Vergangenheit an.
Außerdem haben wir es geschafft, Portale zu entwickeln, durch die unsere Nahrung, die auf dem Mars von Robotern in Laboren endlos produziert wird, zu uns gelangt. Unsere Gesellschaft – oder besser gesagt, unsere Politik – lässt sich mit den damaligen Ideen von Karl Marx vergleichen, dem Kommunismus. Allerdings haben das die Menschen mit dem Kommunismus bekanntlich nicht hinbekommen, deshalb werden jetzt alle von einer KI regiert, nicht von Menschen. Diese weiß genau, was wir Menschen brauchen und wie sie die Wirtschaft am Laufen halten kann. Unsere Energie beziehen wir von der Sonne, die unendliche Energie erzeugt. Diese Energie wird mit dem Mars geteilt, sodass dort die Produktionsstätten ausreichend versorgt sind. Der Mond wird mittlerweile als Standort für unsere Bluetooth- und 200-G-Masten genutzt, auch er bezieht seine Energie von der Sonne.
Da wir durch die massive Industrialisierung keine Arbeitsplätze mehr benötigen, weil die Roboter diese übernommen haben, sind wir im Grunde arbeitslos und können tun, was wir wollen – wir haben viel mehr Zeit für uns. Nach dem atomaren Weltkrieg ließen sich manche einen sogenannten Neuro-Sentimental-Chip implantieren. Durch diesen Chip haben wir Unsterblichkeit erlangt, sogar auf die Toilette müssen wir nicht mehr. Außerdem kann unsere Regierungs-KI die menschliche Psyche im Ernstfall derart beeinflussen, dass es keine Gewalt oder Kriege mehr gibt.
Wir befinden uns in der Alten Welt, noch vor dem Atomkrieg. Edgar sitzt vor dem Fernseher und schaltet ihn resigniert an. Plötzlich kriselt das Bild, ein Mann erscheint, der in die Kamera schaut.
Lukas: Liebe Damen und Herren, willkommen in der Zukunft! Der Krieg ist nach fünfzehn Jahren endlich zu Ende. Eine tragische atomare Katastrophe, die fast die ganze Menschheit ausgelöscht hat. Nur drei von uns haben überlebt – einer davon bin ich. Wir waren privilegiert genug und hatten Bunker. So hat uns also unser Geld geschützt. Die Welt da draußen ist nun verseucht. Gehen Sie nie nach draußen, sonst nehmen Sie Ihren Tod in Kauf!
Plötzlich wird Edgar von seinem Sofa gerissen. Er verliert kurz das Gefühl für Raum und Zeit und landet plötzlich unsanft auf einem unbekannten Boden. Er blickt erschrocken in die Höhe und sieht Hagens Gesicht.
Edgar (verblüfft): Huch! Wer bist du?
Hagen (breit lächelnd): Hey, mein Freund. Ich bin aus der Zukunft, also für dich die Zukunft. Komm mit, ich zeig dir die neue Welt.
Edgar (staunt): Das ist meine Welt? Wow! Das ist ja krass.
Hagen: Siehst du da oben die Sonne? Von der zapfen wir Strom ab.
Edgar: Und was ist das?
Hagen: Das ist der Mars. Der ist durch die veränderte Atmosphäre gut sichtbar. Da oben haben wir unsere Produktionsstätten.
Edgar: Und das da hinten?
Hagen: Na, der Mond natürlich. Der ist inzwischen voller Sendemasten. Nur so können wir das schnelle Netz und dauerhafte Bluetooth-Verbindungen aufrechterhalten.
Edgar (seufzt): Boa, ich muss mich erstmal hinsetzen. Wie habt ihr das hinbekommen nach dieser riesigen Katastrophe?
Hagen: Wir haben uns alle einen Chip implantiert. Da drin sitzt eine KI und sorgt dafür, dass es keinen Krieg mehr gibt, dass Ressourcen nicht verschwendet werden und so weiter.
Edgar: Ich glaube es nicht! Nicht zu fassen!
Hagen: Naja, und was für dich ganz persönlich das Beste ist – du musst nicht mehr essen und nie mehr auf´s Klo!
Edgar: Wahnsinn, fehlt nur noch die Unsterblichkeit!
Hagen: Ja, daran wird gerade tatsächlich gearbeitet. Und teleportieren kannst du dich auch!
Edgar fängt an zu lachen und schaut Hagen an.
Edgar: Na dann, auf geht´s. Ich will diesen Chip auch!
2. Akt: Beratungsgespräch beim Arzt
Die Szene spielt in einem futuristischen Arztzimmer. Michael und Jakob betreten das Zimmer und setzen sich auf die Patientenliegen, während Dr. Handsome sich zu ihnen umdreht und sie freundlich begrüßt.
Dr. Handsome: Hallo, herzlich willkommen! Sie sind also gekommen, weil Sie den Chip möchten, richtig? Sie haben bestimmt schon einiges darüber gehört?
Jakob: Ja, genau. Aber ehrlich gesagt, wissen wir nur so grob, worum es geht. Könnten Sie uns das bitte noch mal erklären?
Dr. Handsome: Natürlich. Das Prozedere sieht folgendermaßen aus: Der Chip wird in den Unterarm implantiert. Der gesamte Eingriff ist kostenlos und schmerzfrei.
Michael: Toll! Und wie lange dauert das ungefähr?
Dr. Handsome: Oh, das geht sehr schnell – unter einer Minute. Wie gesagt, alles kurz und schmerzlos.
Jakob: Klingt ja fast zu gut, um wahr zu sein.
Dr. Handsome: Der Chip sorgt dafür, dass Sie nicht mehr sterben. Neben der Unsterblichkeit haben Sie auch keine altersbedingten Beschwerden. Sie altern zwar, aber smart – also keine ernsthaften körperlichen Probleme stehen an. Und zusätzlich entfällt das Bedürfnis, Ihre „Geschäfte“ zu verrichten.
Jakob: Krass…
Dr. Handsome: Sollten Sie irgendwelche Fragen haben – ich weiß, Sie sind vielleicht skeptisch – können Sie sich vertrauensvoll an mich wenden. Ich hafte persönlich dafür, dass Sie am Leben bleiben und Ihnen nichts geschieht. Irgendwelche Fragen?
Michael: Ähm, wie lange haben Sie den Chip schon?
Dr. Handsome: Solange ich als Arzt tätig bin, also seit zehn Jahren. Und bisher hat sich noch niemand über den Chip beschwert.
Jakob: Soso.
Dr. Handsome: Worüber ich Sie hingegen aufklären muss, ist, dass der Chip alle fünf Jahre ausgewechselt werden muss.
Michael: Und das kostet dann bestimmt was, oder?
Dr. Handsome: Nein, alles ist und bleibt unentgeltlich. So wie eben unser Wirtschaftssystem aufgebaut ist. Da müssen Sie sich keine Sorgen machen.
Jakob: Das klingt ehrlich gesagt alles fantastisch.
Dr. Handsome: Super! Haben Sie heute um 19 Uhr Zeit?
Michael: Ja, das geht klar. Ich vertraue Ihnen da.
Dr. Handsome: Sehr schön, dann sehen wir uns in wenigen Stunden.
Zeitsprung: Einige Stunden später am Tag finden sich Michael und Jakob wieder in Dr. Handsomes Arztzimmer ein.
Dr. Handsome: Hier brauche ich einmal jeweils eine Unterschrift.
Michael: Wo genau?
Dr. Handsome: Hier unten, bitte.
Jakob: Ja, machen wir.
Dr. Handsome: Gut, dann geht’s los. Legen Sie bitte Ihren Schreibarm nach vorne.
Jakob (zögernd): Na gut…
Ein leises Summen ist zu hören, während der Chip implantiert wird.
Jakob: Das war’s schon? Das tut wirklich nicht weh.
Michael: Echt nicht?
Jakob: Nein, echt nicht. Sei nicht so zimperlich.
Auch Michael streckt nun seinen Arm aus, und Dr. Handsome setzt die Implantatsmaschine an.
Michael: Wahnsinn. Vielen Dank!
Dr. Handsome: Gern geschehen. Wir sehen uns in einer Woche zur Kontrolle wieder. Bis dahin, alles Gute!
Die beiden verabschieden sich und verlassen beschwingt die Arztpraxis.
3. Akt: Im Kino
Die Szene beginnt vor dem Kino. Michael und Jakob schlendern die Straße entlang, bis sie ihren Freund George in der Menge entdecken.
Michael: Schau mal da drüben, da ist George!
Jakob: Hey, George!
Die drei begrüßen sich euphorisch.
George: Na, was geht bei euch?
Jakob (grinsend): Alter, schau mal, wir haben jetzt diesen neuen Chip!
George: Krass, wie cool ist das denn!
Michael: Also, was wollen wir machen? Lust auf Kino?
George: Ja, klingt gut! Wisst ihr noch, wie die Leute früher immer dachten, Bücher und Kinos würden aussterben?
Jakob: Ja, echt dumm. Die haben einfach zu viel gearbeitet.
Michael: Genau. Aber jetzt, in unserem neuen Wirtschaftssystem, haben wir ständig Zeit für alles Mögliche – und das Beste: Wir können unsere Freizeit gemeinsam verbringen, nicht nur allein zu Hause.
George (lachend): Na, genug geredet, ab ins Kino!
Die drei gehen ins Kino und lassen sich in einem der Säle nieder. Während sie sich setzen, bemerkt Jakob ein altes Filmplakat.
Jakob: Schaut mal, das ist eins von den ganz alten. So was hat mir meine Mutter erzählt.
Der Film beginnt, und nach der Vorstellung schlendern sie beeindruckt aus dem Saal.
Michael: Junge, das war der coolste Film, den ich je gesehen habe!
Jakob: Ja, echt unglaublich, oder?
George: Schon verrückt, wie es damals war. Die Natur, die Menschen…fast schöner als jetzt, irgendwie.
Michael: Ach komm, das würde ich so nicht sagen. Denk doch mal dran: Wir haben Gleichberechtigung, keine Arbeitspflicht, alles ist kostenlos, Ressourcen sind endlos, und wir können nicht mal sterben.
Jakob (nachdenklich): Ja, du hast recht. Wir sollten uns echt glücklich schätzen.
George: Stimmt schon. Also, los – habt ihr Lust, noch in den Park zu gehen?
Die drei Freunde laufen über die Straße Richtung des kleinen Parks. Keiner redet, alle sind angesichts des ereignisreichen Tages in Gedanken versunken.