Ein Zeitreise-Bericht der Klasse FE 20b des BSZ Grimma vom 4. bis 5. Juli 2022
Deutschland im Jahr 2045
Durch ungleich verteilte Löhne und Steuerbelastungen wuchs in den letzten Jahren der „Spalt“ zwischen Arm und Reich immer weiter an. Dies führte dazu, dass die Armen trotz hoher Arbeitsbelastung wegen des niedrigen Einkommens gerade mal ihren nötigsten Lebensunterhalt finanzieren konnten. Die Inflation trug ihren Teil dazu bei.
Auch die öffentliche medizinische Versorgung ist schlecht, was besonders die Armen zu spüren bekommen, da sie sich nicht die teuren privaten Krankenversicherungen leisten können. Viele ärmere Menschen leiden an eigentlich heilbaren Krankheiten. Ihre Lebenserwartung ist erheblich geringer als diejenige der reicheren Schicht.
Die Unzufriedenheit der armen Bevölkerung steigt immer mehr, aufkommende Proteste werden jedoch durch die Armee schnell niedergeschlagen. Denn die politische Macht liegt bei einem Superreichen, genannt Dagobert D., der durch politische Intrigen an das mächtige Präsidentenamt gekommen war.
Die Perspektivlosigkeit macht den Menschen in der ärmeren Bevölkerung schwer zu schaffen. Sie droht, sich über Generationen zu halten.
Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…
0. Akt: Nachrichten
Im Fernsehen: Der Nachrichtensprecher Newsbot liest die Nachrichten vor. Im Hintergrund sind protestierende Menschen auf einer Straße zu sehen, die Armee und Polizei gegenüberstehen.
Newsbot (mit etwas gehackter Roboterstimme): Hallo. Hier sind die Tagesthemen. Der Spalt zwischen Arm und Reich wächst immer weiter. Es finden zahlreiche Proteste in den ärmeren Vierteln gegen niedrige Löhne und die schlechte medizinische Versorgung statt.
Im Hintergrund erscheint ein Bild von modernen Haushaltsrobotern.
Newsbot: Unzufriedenheit gibt es jedoch auch bei den Reichen: Die Auslieferung der neuen Roboter verzögert sich, nur jeder zweite Haushalt verfügt aktuell über einen Roboter.
Das Hintergrundbild ändert sich zu einer Wetterkarte.
Newsbot: Zum Wetter. Es bleibt weiterhin sonnig, also bestes Badewetter die nächsten Tage.
Überblendung zur nächsten Sendung.
Die nächsten drei Szenen sind zweigeteilt: Ein Strich auf dem Boden markiert die Grenze zwischen Arm und Reich. Zunächst auf der reichen Seite.
1. Akt: Reich: Zuhause
Isadora kommt laut seufzend durch die Haustür und wirft ihre Tasche auf das Sofa.
Isadora: Aaaach Papa, war das ein Stress wieder. Da muss ich mir erst mal was schönes Neues kaufen.
Benjamin: Was war denn los?
Isadora (genervt): Ach, hör auf. Ich habe jetzt einen 1,1-Durchschnitt. (Benjamin stöhnt kurz auf) Und weißt du, woran das liegt? An unserer veralteten Technik! Wir haben nicht mal die neuen iPads, glaubst du das?
Benjamin (nickt langsam): Das glaub ich sofort.
Isadora (erklärend, rechtfertigend): Und deswegen kann ich nicht richtig lernen.
Benjamin: Da muss ich sofort gleich der Schule einen kleinen Scheck schreiben, dass die mal endlich die neueste Generation von iPads kaufen. Sonst kann man ja gar nicht vernünftig lernen.
Isadora (erleichtert): Ja, sehr gut. Und ich gehe mir erst einmal einen neuen Rucksack kaufen. Auf den Stress. Kannst du mir schnell was überweisen?
Benjamin: Klar, geh nur!
Isadora: Danke!
Isadora saust wieder aus dem Haus.
1. Akt: Arm: Zuhause
Währenddessen auf der armen Seite. Das Mädchen Emilia, das im gleichen Alter wie Isadora ist, näht an einer Tasche. Ihr Chef Klaus kommt mit einem Zettel in der Hand auf sie zu.
Klaus (knallt den Zettel auf den Tisch vor Emilia): Hier, dein neuer Arbeitsauftrag.
Emilia schaut den Zettel verwirrt an, kneift die Augen zusammen, und schaut dann Klaus fragend an.
Emilia: Und was steht da?
Klaus: Herrgott, du sollst fünf weitere schwarze Taschen nähen. Ist denn das so schwer?
Emilia (schaut hilflos, eingeschüchtert): Okay, tut mir leid. Ich fange gleich damit an.
Klaus (geht murmelnd davon): Immer diese jungen Leute, die nicht mehr lesen können… Was soll aus denen nur werden?
2. Akt: Einkaufen: Reich
Isadora geht mit ihrem Roboter einkaufen. Dieser trottet ihr die ganze Zeit wortlos hinterher und trägt ihre Einkäufe.
Isadora: James, wir müssen eine neue Tasche kaufen. Schauen wir mal, was es heute so Schönes für mich gibt. (schaut sich um) Gucci? Oder Prada? Ach die habe ich ja schon. Ich glaube, heute gehe ich mal zu Chanel.
Sie probiert einige Taschen aus.
Isadora: Na, das sieht doch nicht schlecht aus. (zu James:) Ich weiß, ich habe schon 50, aber die hier ist etwas ganz Besonderes. Das fühle ich.
James reagiert nicht. Isadora wendet sich mit der Tasche an ein Terminal.
Isadora: Die würde ich gerne kaufen! Und zwar mit Apple Necklace.
Sie hält ihre Halskette kurz an das Terminal, es piept und sie gibt James die Handtasche.
Isadora: Hervorragend! Und jetzt holen wir uns etwas zu trinken. Mir geht es schon viel besser.
2. Akt: Einkaufen: Arm
Emilia kommt in einen Laden mit Kleidung aus zweiter Hand. Sie geht direkt auf den Verkäufer zu.
Emilia (bittend): Ach Julio, hast du etwas zum Anziehen für mich?
Julio (mit trauriger Stimme): Hallo, Emilia. Leider nur noch diese Jacke, und die ist etwas kaputt. Ansonsten habe ich nichts mehr, mein ganzer Laden ist leer.
Emilia: Wieviel willst du denn dafür haben?
Julio (seufzt): Was hast du denn?
Emilia kramt in ihrer Tasche und legt ein paar Münzen auf den Tisch.
Emilia: Zwei.
Julio: Was soll’s, ist okay.
Emilia: Danke dir, sonst würde ich ja frieren nachts… Schönen Tag noch!
Emilia schlurft davon.
3. Akt: Der Antrag: Reich
Cuzma führt Isadora an der Hand zu einem tollen Aussichtspunkt.
Isadora: Wo hast du mich denn heute wieder hingeführt?
Cuzma: Ich will dir diesen schönen Ausblick zeigen. Ist das nicht wunderschön?
Isadora: Ja, ist schon schön, aber vom Privatjet wäre es noch schöner!
Cuzma: Ach, man kann das doch auch mal so genießen.
Isadora (versöhnlich): Ja, hast schon recht. Ist sehr schön.
Cuzma kniet sich hin und holt einen Ring aus der Tasche. Er hält ihn Isadora hin.
Isadora (schreit): OH MEIN GOTT!
Cuzma: Möchtest du mich heiraten, Isadora?
Isadora (schaut sich den Ring genauer an): Sind das… bloß… zwei Karat?
Cuzma: Ja?
Isadora: Bin ich dir etwa nicht mehr wert? Also du spinnst ja wohl, das kannst du doch mit mir nicht machen! Das kannst du einer von drüben anbieten, aber mir!? Das muss ich gleich meinen Eltern erzählen.
Isadora stürmt davon, Cuzma sitzt traurig da.
Arm:
Isadora schreitet schnell die Straße lang. Emilia, mit einem Kind auf dem Arm, spricht sie an:
Emilia: Entschuldigung, hallo? Können Sie mir etwas Geld geben? Oder was zu essen?
Isadora (verblüfft): Geld? Bargeld?
Emilia: Ich habe so viele Kinder, bitte! Ein paar Münzen vielleicht?
Isadora (abfällig): Münzen, pah! Schon mal was von Kreditkarte gehört? Paypal? Außerdem habe ich meine eigenen Sorgen. Lassen Sie mich in Ruhe.
Isadora schreitet hochnäsig davon und lässt Emilia und ihr Kind stehen.