Rückkehr ins digitale Zeitalter

Ein Zeitreise-Bericht der Klasse BGY22G3 des BSZ Delitzsch vom 1. bis 2. November 2022

Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…

1. Akt: In der Talkshow

 Handelnde Personen:  

  • Pauline  
  • Fernsehmoderatorin  
  • Luise Hasel – Politikerin der Volkspartei Deutschland  
  • Aydin Sambur – Politikerin der Partei der Demokraten  
  • Zuschauer 1  
  • Zuschauer 2  

Pauline schaltet gelangweilt den Fernseher an. Wie immer nach den abendlichen Nachrichten folgt die Talkshow „Politikum“, in der über die aktuellen politischen Themen leidenschaftlich gestritten wird.

Moderatorin: Willkommen zu unserer Sendung, zu der wir Vertreterinnen der beiden großen Parteien in unserem Land geladen haben, um ihre Vision zur Zukunft unserer Demokratie vorzustellen.

Luise Hasel: Ich bin Vertreterin der Volkspartei Deutschland. Wir wollen nur das Beste für Deutschland, deshalb setzen wir uns für die Abschaffung des Grundgesetzes ein, das unseren Handlungsspielraum unnötig einschränkt. Wir wollen, dass einzig das Volk entscheidet, ob Gesetze eingeführt oder abgeschafft werden. Hierfür sollen digitale Dienste das Meinungsbild schnell und zuverlässig abbilden. Diese Dienste werden in einer mobilen Anwendung zusammengefasst, die unsere Demokratie fit für die Zukunft macht. Die Mehrheit muss schließlich bestimmen können, sonst ist das für uns keine Volksherrschaft. Das Grundgesetz ist veraltet und sollte aus unserer Sicht durch die neue digitale Demokratie ersetzt werden.

Aydin Sambur: Ich bin Aydin Sambur und spreche für die Partei der Demokraten. Wir sind die beste Wahl für Deutschland, denn wir setzen uns dafür ein, dass Deutschland eine Demokratie bleibt. Es macht keinen Sinn, unter dem Vorsatz des digitalen Fortschritts das Grundgesetz abzuschaffen – es sei denn, man hat das Ziel, die Demokratie, wie wir sie kennen, abzuschaffen. Mit ihren Parolen schüren Sie Unruhe und erwecken den falschen Eindruck, dass uns das Grundgesetz einschränke. Dabei ist es doch das Fundament unseres gesellschaftlichen und politischen Zusammenlebens. Auch wir wollen, dass Prozesse digitaler gestaltet werden. Doch die Kontrolle darüber müssen einerseits die Bürger selbst und im Großen das gewählte Parlament haben. Die Steuerung eines ganzen Landes über eine App ist verantwortungslos und gefährlich für mögliche Manipulationen.

Zuschauer 1 (erhält das Mikrofon): Das macht doch alles keinen Sinn. Wenn ich so etwas höre, werde ich wütend. Lasst mich in Ruhe damit! Ich will, dass wir bestimmen, was gemacht wird und nicht die da oben.

Zuschauer 2 (das Mikrofon wird weitergereicht): So schlimm, wie unsere Gesellschaft gespalten wird. Aber was können wir nur dagegen machen? Ich finde, wir sollten einen kühlen Kopf bewahren.

Moderatorin (schaut lächelnd in die Kamera): Meine Damen und Herren, Sie haben es gehört und nun liegt es an Ihnen. Gehen Sie zur Wahl und entscheiden Sie mit, in welcher Zukunft Sie leben möchten. Vielen Dank für Ihr Interesse!

Die Politikerinnen gehen ohne weitere Worte getrennte Wege. Nach dem Abspann folgt wie gewöhnlich ein Krimi. Paulina schaltet den Fernseher aus und den Laptop ein. Es wird langsam Zeit…


2. Akt: Auf einer virtuellen Geburtstagsfeier (2044)

 Handelnde Personen:  

  • Pauline  
  • Theo – Geburtstagsgast  
  • Sergio – Geburtstagsgast  
  • Nadja – Geburtstagsgast  

Auf dem Bildschirm erscheinen mehrere Gesichter, im Hintergrund lässt Pauline Musik laufen und hinter ihr hängt eine Happy-Birthday-Girlande. Pauline wechselt von stumm auf laut und winkt ihren Gästen freudig zu.

Theo: Alles Gute zum Geburtstag, Pauline!

Sergio: Alles Gute! Wir umarmen dich, wenn auch nur virtuell, anders geht’s ja gerade nicht.

Nadja: Ja, das ist schon komisch, dass fast unsere gesamte soziale Interaktion nun virtuell stattfindet. Einerseits praktisch, da ich nicht extra irgendwo hinfahren muss, aber andererseits fühlt man sich dabei doch häufig sehr allein.

Pauline: Vielen Dank euch. Da hat uns die Volkspartei aber einiges eingebrockt. Zwar haben sie vieles digitalisiert, aber uns nun schon mehr als 5 Jahre wegen verschiedener Pandemiegefahren praktisch zu Hause eingesperrt. Ich hoffe so sehr, dass wir uns bald wieder in echt sehen können.

Auch wenn im Hintergrund Musik läuft – so richtig Stimmung kommt nicht auf. Und so endet die Feier schon nach einer halben Stunde.


3. Akt: Auf einer analogen Geburtstagsparty (2045)

 Handelnde Personen:

  • Pauline  
  • Theo – Geburtstagsgast  
  • Sergio – Geburtstagsgast  
  • Nadja – Geburtstagsgast  

An der Tür klingelt es. Innen hängt eine Happy-Birthday-Girlande und es läuft eine ruhige Musik. Pauline macht die Tür auf und strahlt.

Theo: Alles Gute zum Geburtstag, Pauline! Nun sehen wir uns endlich.

Sergio: Happy Birthday! Lass dich in die Arme schließen, nun aber mal richtig.

Nadja: Toll, dass wir uns nun endlich mal wieder persönlich treffen! Nur noch in der Virtual Reality leben, da wird man ja verrückt. Und dass die Politik das auch noch unterstützt, verstehe ich nicht. Einerseits wird das als praktisch gepriesen und tatsächlich muss ich nicht extra irgendwo hinfahren, aber andererseits fühlt man sich dabei doch häufig sehr allein.

Theo: Und die Einschränkungen sind doch nur ein Vorwand, die nun ohne das Grundgesetz leicht beschlossen werden können. Ach hätte ich die Volkspartei nie gewählt.

Pauline: Wer weiß denn auch, ob die Wahl nicht auch manipuliert ist. Überprüfen kann man das kaum bei so einer App. Früher konntest du wenigstens die Abgeordneten bei der Abstimmung im Parlament sehen.

Sergio: Nun ja, aber scheinbar hatten jetzt so viele Leute genug von den Einschränkungen, dass sie wirklich zurückgenommen wurden. Einen großen Protest gegen ihre Regierung kann sich die Volkspartei dann wohl doch nicht leisten.

Nadja: Lasst uns versuchen, nun aufmerksamer die Prozesse in unserer Gesellschaft zu verfolgen, damit wir nicht irgendwann zu Sklaven einer Digitaldiktatur werden.

Nach einer Weile wollen sie dann doch lieber feiern und drehen die Musik auf.


Redaktion: sm, tm.